15. Kasseler Jugendsymposion »Identität«

Aus Jugendsymposion
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Das Ich ist, womit es sich verbindet und indem es sich von dem unterscheidet, was es nicht ist.

Identifikation und Abgrenzung schaffen Identität und Fremdheit. Kollektive Identitätskonzepte geben dabei vor, dem Selbst einen eindeutigen Bezugsrahmen zu bieten: Wenn ich Idealistin bin, kann ich nicht Materialist sein, wenn ich Muslim bin keine Christin, als Japanerin kein Italiener, als Mann keine Frau, als Mensch unterscheide ich mich vom Tier und der Pflanzenwelt. Doch die Herausforderungen der Gegenwart stellen die Grenzen der Identität permanent in Frage und erzeugen vielschichtige, frei gewählte, offene Identitäten. So kann ich zugleich Türkin und Deutsche sein und muss dabei stets aufs Neue verhandeln, was unter diesen Identitäten überhaupt zu verstehen ist. Ich kann mich überdies als Europäer verstehen und bewege mich zugleich als Weltbürger selbstverständlich unter meinesgleichen über den Globus.

Auch unsere geschlechtliche Identität gestaltet sich zunehmend fließend und übergänglich und bleibt nicht auf die Alternative zweier biologisch determinierter Geschlechter begrenzt.

Sogar unsere leibliche Identität als Mensch erweist sich als prekär:

„Wir werden niemals völlig in unserem Leib zur Ruhe kommen, als wären wir Eigentümer unser selbst, doch es kann sehr wohl sein, dass es gerade diese Unruhe ist, die uns lebendig macht.“ (Bernhard Waldenfels)

Wie es ist, ein Ich zu sein gegenüber dem, eine Identität zu haben? – In einer philosophischen Selbstreflexion darüber tritt eine Besonderheit auf: Indem ich über mich nachdenke, ist mein Ich von mir tätig hervorgebracht und doch stehe ich selbstabständig zu ihm. Ich nehme meine eigene Selbstsetzung – mein „ich bin“ – in den Blick. Mein Sein und mein Denken fallen zusammen. Das Erlebnis meiner Individualität geht aus diesem Wechselbezug lebensvoll hervor. Ist es dieses Ereignis, das mich wesentlich als Person, als jemand und nicht als etwas, ausmacht? Wie verhalten sich dazu die vielen Begebenheiten, in die ich subjektiv einfach gestellt bin? Aus welchen Bildungserfahrungen kann ich ein starkes Identitätskonzept entwickeln?

Die Frage nach der eigenen Identität hat ihre Innen- und Außenseite. Beide Seiten sollen während des Symposions thematisiert und diskutiert werden.