Wir lernen um die Welt zu verstehen. Wir lernen um in der Welt zu arbeiten…

Aus Jugendsymposion
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von Elisabeth Taraba, 28. Februar 2010


Dies ist ein Artikel, den ich in unserem Schul-Rundbrief veröffentlicht habe:


„Wir lernen um die Welt zu verstehen. Wir lernen um in der Welt zu arbeiten…“

…mit diesem Verstehen und Arbeiten ist sicherlich nicht das trockene sich anpassen an die bestehenden Umstände und das resignierte arbeiten in der kranken Wirtschaftswelt gemeint. Wie man den Begriff lernen noch einmal anders greifen kann, als es meistens geschieht, durften wir während des diesjahrigen ersten Jugendsymposiums in Kassel dank der Unterstützung unserer Schule erleben.

Wenn bei uns in der Klasse eine neue Epoche beginnt, so haben wir Schüler meistens ein Filterraster, welches unsere Aufnahmekapazität entlastet. Dieses sortiert alles aus, was nicht für die Prüfungen benötigt wird, oder was anstrengend zu durchdenken ist. Es ist ein Lernverhalten weniger aus Interesse denn aus dem leidlichen Nutzen für später heraus. Vermutlich ist es nicht aus der Luft gegriffen, wenn ich hier schreibe, dass für viele von uns der Blick während der Schulzeit immer auf „später“ gerichtet ist. Es geht nicht darum , was mich jetzt gerade im Moment wirklich interessiert, sondern darum , was ich mal „brauchen“ werde. Man lebt wie in einem Wartezustand. Bitte verstehen sie mich nicht falsch. Ich liebe unsere Schule und schätze ehrlich an allen Lehrern etwas, aber es kann mich schon deprimieren, wenn ich Bereiche unserer Oberstufe mit einem staatlichen Gymnasium vergleiche und zu wenig wirkliche Unterschiede finde. Nun stellen sie sich 4 Tage, ca. 250 interessierte, (kopflich-)arbeiswillige Schüler und eine Menge Dozenten und Kursleiter vor, die sich in diesen Tagen mit genau den Themen beschäftigten, für das sie sich wirklich begeistern können. Es war wie eine realisierte Schule der Zukunft auf Probe.

Unser Tagesablauf sah so aus, dass morgens ein mehr theoretischer Vortrag war, anschließend ging man in selbstgewählte Kurse. Nach dem Mittagessen folgte ein Trainingskurs und 18:00 Uhr war dann jeweils ein Vortrag der verdeutlichte, wie einzelne Menschen in der Welt tätig werden, sich eben nicht nur mit Wissen beschäftigen, sondern dieses auch in die Tat umsetzen. Am letzten Abend war z.B. Bernd Ruf da, der von seiner Arbeit als Notfall-Pädagoge in Krisengebieten sprach. Gerade dieser Vortrag war für viele von uns sehr beeindruckend, da schon das Zuhören wie ein ankommen in der Wirklichkeit war. Wir hatten uns nun drei Tage mit dem Thema Wirklichkeit philosophisch-theoretisch oder auch mal vom Gesichtspunkt eines Facharztes für u.a. Neurologie auseinandergesetzt und es war manchmal schwierig, sich nicht nur auf eine theoretisch-abstrakte Ebene zu beschränken. Da war es eine willkommene Aufrüttelung, den Blick mal dahin zu lenken, wo es WIRKLICHE Probleme gibt. Abends gab es immer noch die Möglichkeit, in eines der Nachtcafes zu gehen wo dann auch einige der Dozenten anwesend waren und sich gerne mit uns Jugendlichen Unterhielten.

In diesen Tagen war deutlich merkbar, dass sich das Lehrer-Sein nicht auf Wissensübermittlung beschränkt. Es kam nicht nur auf die Information darauf an, sondern auch auf den Menschen, wie genau dieser mit seinem Wissen in der Welt steht und lebt. Die Themen an sich hätten wir uns bestimmt auch in diversen Büchern anschauen können, doch dieses lebendige Überbringen des geistigen Inhaltes, das benötigt einen Menschen, der mit diesem Inhalt schon längere Zeit umgeht.

Nach diesen Tagen und Begegnungen frage ich mich immer mehr, wie man es an unserer Schule erreichen könnte, dass die Schüler der Oberstufe sich für die Welt wirklich interessieren. Eine Schule ist doch nicht nur Vorbereitung für das Arbeitsleben oder die Prüfungen, sondern schon selber Leben. Vielleicht kann man z.B. schauen, ob man eine Projektwoche wirklich dafür nutzen will, dass sich die Schüler mehr mit dieser Schule verbinden, indem man sie ganz nette Themen wählen lässt, oder ob man es schafft, sie durch wirkliche Projekte zu begeistern.

Elisabeth Taraba


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