Wiedergeburt – Die sich wandelnde Wirklichkeit

Aus Jugendsymposion
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von Hugo Streit, 25. März 2010


Wiedergeburt

Ich sterbe jede Sekunde,
Leb´ in der Wirkung nur fort
So reiht sich Stunde an Stunde,
Geburt an Wiedergeburt

Mein Wesen muss sich verändern,
Es sei denn, die Zeit bliebe steh'n
Wahrnehmen, denken und handeln
dies nennt sich den Lebensweg geh'n.

Ich lebe nur durch meine Sinne,
bin all das, was mich durchdringt!
Und dringt jemand bis tief nach innen,
So bin ich des Jemanden Kind.

Von Anderen und mir erschaffen,
Wird ständig mein lebendes Ich
Doch merke: nur was ich draus mache-
Formt letztendlich mich.

Hugo Streit


Die sich wandelnde Wirklichkeit des menschlichen Ichs

Im Folgenden möchte ich eine Betrachtung des menschlichen Ichs vollziehen, welche den Inhalt des Gedichts aus meiner Sicht genauer beleuchten soll und dem Leser vielleicht hilft meine Gedankengänge Gedankengänge zu verstehen und nachzuvollziehen.

Die menschliche Existenz setzt sich aus drei wesentlichen Bausteinen zusammen: Wahrnehmung, Denken und Handeln. Hierbei ist wichtig,dass alle drei miteinander verknüpft und verflochten sind. Die Wahrnehmung, fasst die menschlichen Sinne zusammen, welche Erfahrungen, namentlich unmittelbare Eindrücke an den Geist liefern und diesem Stoff zum denken geben.

Das Denken definiere ich in drei wesentlichen Aspekten:

Erstens, das Verarbeiten von Erfahrungen, namentlich ordnen und zurechtstutzen selbiger zu Erinnerungen, also vom Geist bearbeitete, bewertete Erfahrungen.

Zweitens das Vergleichen und Bewerten von Erfahrungen mit Erinnerungen.

Drittens das Vergleichen und Bewerten von Erinnerungen mit Erinnerungen, hierzu zählt für mich auch das abstrakte Vorausdenken, Kombinieren und Planen: Aus bereits Gelerntem werden neue Schlussfolgerungen gezogen. Dies kann auch unbewusst erfolgen:ich vermeide es durch Pfützen zu laufen, weil ich mir schon mal nasse Füße geholt habe und dass unangenehm fand, aber ich denke nicht darüber nach, sondern mache einfach einen Bogen um die Pfütze. Nach dem Bewerten der Situation und bewusstem oder unbewusstem Planen erfolgt dann das Handeln, unbewusste Handlungen wie Reflexe allerdings, können auch unmittelbar als Reaktion auf Erfahrungen erfolgen.

Die Gefühlswelt Beeinflusst vor allem die Bewertung und Bearbeitung der Erfahrungen, so wird ein Baum am Wegesrand aus dem Gedächtnis gelöscht, ein grüßender Freund dagegen nicht; Aber auch das Handeln wird mehr oder weniger von Gefühlen beeinflusst.

Das Unbewusstsein habe ich Bewusst außer Acht gelassen, da ich zu wenig darüber weiß, doch es ist eng mit der Gefühlswelt verknüpft und leistet einen Großteil der oben beschriebenen Denkarbeit und ist für das filtern, bewerten und zurechtstutzen der Erfahrungen zuständig, ja das Bewusstsein leistet verhältnismäßig sogar recht wenig, ist aber die Heimat des Ichs .

Das Handeln hängt eng mit dem Bewusstsein zusammen und gibt dem Menschen die Möglichkeit in seine Umwelt einzugreifen.


Der Geist zeichnet sich vor allem durch seine Unbeständigkeit aus, namentlich durch eine kontinuierliche Veränderung, da immer mindestens einer der drei Aspekte des Denkens stattfindet, selbst im Schlaf werden Erfahrungen und Erinnerungen verarbeitet. Diese andauernde Verarbeitung führt ständig zur Erneuerung von Begriffen und zu neuen Erkenntnissen, so dass sich die Zusammensetzung des Ichs ständig verändert. Das Ausmaß dieser Veränderungen variiert stark und mag oft auf den ersten Blick nicht erkennbar sein, doch bei Betrachtung längerer Zeiträume fällt recht deutlich ins Auge, dass grundlegende Veränderungen stattgefunden haben. Letztere geschehen jedoch seltener in Form von einschneidenden Ereignissen, denn in kleinen Veränderungen, die in ihrer Gesamtheit Umwälzungen oder Verfestigungen im Geist bewirken. Selbst wenn sich scheinbar nichts ändert, schleifen sich Gewohnheiten ein oder bereiten sich im Unbewussten Veränderungen vor.


Damit steht fest, das man niemals zweimal als der vollständig identische Mensch aufwacht, immer ist ein kleiner Teil einer größeren Veränderung mit einem geschehen! In meinem Gedicht verwende ich hierfür die Metapher des Todes oder der Wiedergeburt, da das Entstehen von etwas Neuem immer das Alte in seiner alten Form ablöst und damit „tötet“.


Man kann dieser kontinuierlichen Veränderung nicht entkommen, doch ist man auch nicht völlig Spielball derselben, denn mit seinem Willen und seinem bewussten Denken, sowie mit seinem Handeln kann hat man ein wenig Einfluss auf den rollenden Zug der Veränderungen.

Inwiefern dieser Wille von einem objektiven., außen stehenden Standpunkt betrachtet frei ist, sei dahingestellt, Forschung und Philosophie streiten weiter wegen dieser Frage und so wird es noch einige Zeit weitergehen. Doch aus subjektiver Sicht steht fest, ob Illusion oder nicht, dass der Wille bis zu einem gewissen Grad frei ist. Und danach zu handeln und zu leben ist das einzig Sinnvolle. So können wir auf die Umwelt und uns selbst Einwirken. Dies verantwortungsvoll zu tun ist wichtig, denn durch die ständige Veränderung unserer selbst, sowohl von innen ,als auch von außen, sind wir die Erben unserer eigenen Handlungen.


Falls euch das Thema angesprochen habt und ihr irgendwelche interessanten gedanken dazu habt oder euch zum Essay äußern wollt würde ich mich freuen

danke im voraus

Hugo Streit


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