Wie das Internet unsere Zeit verändert

Aus Jugendsymposion
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von Max Hofmann, Freie Waldorfschule Wetterau, 2. April 2010


Mehr als eine Milliarde Menschen und über 40 Millionen in Deutschland nutzen das Internet. Was immer sie dort tun, sie verändern die Welt. Einfach dadurch, dass sie online sind. (Zeit Online)


Die meisten die ich kennen sitzen täglich an ihrem PC und verbringen über die Woche viele Stunden im weiten World Wide Web. Unser Informationszeitalter hat nicht um so sonst seinen Namen bekommen. Minütlich rauschen News herein. Der User, den ich auf YouTube abonniert hab, hat wieder mal ein neues Video hochgeladen und auch der Spiegel hat eine kleine 21 in Klammern (die Zahl in Klammer steht bei einem RSS-Feed für die Zahl der neuen Artikel); immer „up to date.“ Bestimmt eine Stunde verbringe ich täglich um mich auf den neusten Stand zu bringen und mich mit der Flut aus Informationen auseinander zu setzen. Eine Stunde meiner Lebenszeit, die ich für mich nutze und die danach weg ist. Und wofür? Dass ich wieder ein bisschen aktueller bin. Wobei viele Themen niemals wieder angesprochen werden. Befinde ich mich jedoch in Fachkreisen, kann ich mitreden und sagen: „Ja, das habe ich auch gelesen / gesehen. Apropro gesehen; immer mehr in der heutigen Zeit läuft über diese kleinen Videos. Eine kurze Zusammenfassung, schön, witzig und mit Bildern dargestellt.

Aber wofür benötigen wir das ganze Wissen; das ist ja noch nicht einmal Wissen, sondern das sind einfach nur Informationen, womit ich mich überlade. Diese Informationen nehmen viel Platz ein und müssen dann am Tagesende auch noch wieder verarbeitet werden; sprich im Schlaf / Traum. Es zu stoppen ist nicht mehr möglich. Ich gehe durch die Innenstadt in Frankfurt und Informationen erscheinen mir auf gigantischen Werbefernsehern, die in 50 m Höhe an den Wolkenkratzern hängen.

In meinem Unterricht habe ich mal erfahren, dass wenn ich etwas in einer Unterrichtsstunde gehört haben, danach nur noch 60 % weis um am nächsten Tag weniger als 20 %. Wie soll ich die ganzen Informationen aufnehmen? Zudem stellt sich die Frage wie glaubwürdig sind all diese Information? Die breite Masse und damit schließe ich mich selbst mit ein glaubt wahrscheinlich das meiste wenn nicht sogar alles was in der Zeitung steht oder was ich Online ließt. Wie vertraulich sind diese Informationen, wie weit werden sie genutzt um mich zu beeinflussen. Nichts gegen die Autoren, qualitativ sind die Texte sicherlich gut, doch frage ich mich was machen wir mit diesen Informationen? Neben Mord und Totschlag, der Todesstrafe und der Kritik an 3D Kinos, fragen sich die Redakteure, ob ich Radarfallen twittern soll? soll (vgl. Spiegel Online).

Soweit sind wir: Jede Tat wird veröffentlich und jedem sichtbar.


Russland: Dutzende Tote bei Anschlägen in Moskauer U-Bahn

Panik in Moskau: Bei Explosionen in zwei Metro-Stationen sind am Montagmorgen mindestens 40 Menschen getötet worden, viele weitere wurden verletzt. Die Regierung geht von Terroranschlägen aus. Über einem der beiden Metro-Bahnhöfe liegt das Hauptquartier des russischen Geheimdienstes FSB.


Todesstrafen-Statistik 2009: Amnesty prangert Chinas heimliche Exekutionen an

Tötung auf Befehl des Staates: Mindestens 714 Menschen wurden im vergangenen Jahr weltweit hingerichtet, berichtet Amnesty International. Die Menschenrechtler gehen allerdings von Tausenden weiteren Exekutionen in China aus - aus der wahren Zahl mache die Regierung ein Staatsgeheimnis. (Spiegel Online)


Und so drängeln sich die Nachrichten; wobei die Schlechten wahrscheinlich die besten sind, da sie der Redaktion die meisten Klicks geben.


Die andere Frage ist, wie weit lasse ich andere Menschen den Einblick in meine Welt, in mein Leben? Wenn jemand mein Mac und iPhone finden würde, wüsste er einiges über mich. Wahrscheinlich zu viel. Es entsteht ein komplettes Profil eines jeden Menschen. Selbst ich kann mein Handy schon Orten und mir dann den Ort in Google Maps angucken. Dann können das auch andere; 100%ig. Die Systeme zu knacken und zu hacken ist für die Profis ein Kinderspiel. Allein was schon Google und Amazon über mich und allgemein über die Nutzer des Internets weis ist beängstigend.


Ich kann jedoch auch sagen, das ich das nicht möchte und das ich Abstand von dem ganzen halten möchte; dann müsste ich aber auch meinen Telefonanschluss kündigen mich von meinem Computer und meinem Handy verabschieden. Damit würde ich diesen Luxus, ich nenne es jetzt mal so, verlieren, an den ich mich so sehr gewöhnt habe, dass ich ihn nicht mehr missen möchte. Also sage ich, ich kann damit leben, und ich weiß mit welchen Daten ich das Internet und damit die Konzerne füttere.


Google - speichert alles und JEDEN. In der Zukunft werde ich erstmal gefilzt wenn ich einen neuen Beruf antreten möchte. Die Arbeitgeber werden sich die Fotos in den Socialnetworks angucken. Darunter sind wahrscheinlich auch Fotos von der riesigen Party vom letzten Wochenende, und wenn ich dann zu diesem Event noch ein Video veröffentlich habe, bzw. eins veröffentlicht wurde (auch ohne meine Zustimmung) , dann zählt sicherlich nicht mehr nur noch das, was auf dem Blatt steht.

Was die Zustimmung und Privatsphäre betrifft, die ist ja heute so gering wie noch nie. Ich kann es gar nicht mehr unterdrücken. Verlasse ich meine Wohnung knipsen die Leute mit ihren bescheidenen Handys wild um sich. Fotos entstehen dabei jedoch nicht. Höchstens gibt es kleine verpixelte, verwackelte und unterbelichtete Erinnerungen mit 254 KiloByte Größe.


Auch wenn die Gefahren so groß sind bin ich bereit sie einzugehen. Ich kann mir das Internet und die heuteige Technik nicht mehr wegdenken. Ohne diesen Luxus zu Leben ist möglich, aber... - schwierig.


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