Was verbinde ich mit Weihnachten? Was bedeutet mir Weihnachten?

Aus Jugendsymposion
Wechseln zu:Navigation, Suche

Anselm Meyer, 11. April 2010


Die Thematik dieser kleinen Weihnachtsrede machte es mir sehr schwer gleich auf eine Antwort zu kommen. Auf die Frage was ich mit Weinachten verbinde fiel mir als erstes ein, dass es ein großes Familienfest für mich ist. Die Frage was mir Weihnachten bedeutet war sehr viel schwerer für mich zu beantworten. Mein erster Gedanke war einfach zu erzählen was Weihnachten für mich bedeuten sollte. Ich habe diese Frage eine Woche in mir bewegt und dabei festgestellt das meine Kindheit ein starker Anknüpfungspunkt dafür ist was ich mit Weihnachten verbinde. Aus dem heraus konnte ich mir dann bewusst werden was Weihnachten heute für mich bedeutet.


Wenn man als kleines Kind an Heiligabend in das Weihnachtszimmer kam, ging vom dem Weihnachtsbaum ein Licht aus, das ich später so nicht wieder sehen konnte. Dieses glanzvolle, helle Licht ging nicht von den Kerzen im einzelnen aus, sondern ich hatte das Gefühl der ganze Baum leuchtete.

Wie ich so davor stand war das nicht nur ein ansehen sondern ein erleben, dieses Licht konnte ich selber in mir spüren. Ich habe es in mir als Wärme wahrgenommen. In mir entstand ein Gefühl des Aufgehobenseins, ich fühlte mich ganz eingebettet in meiner Umgebung. Eine starke Öffnung nach außen war für mich außerdem erlebbar, die dafür dass ich alles aufnehmen konnte was an Stimmung da war und ein tiefes Verbundenheitsgefühl schaffte. Mit dem Älterwerden ging dieses Weihnachtserlebnis verloren. Der Baum wurde ganz äußerlich und der Glanz dieses Abends war nicht mehr da. Das Gefühl des Aufgehobenseins lebte auch nicht länger. Ich war auf mich selbst zurückgeworfen und nicht mehr in der Lage, dass, was an weihnachten mir bisher entgegenkam aufzunehmen.

In dieser Situation ist weihnachten fast etwas hohles, traditionelles geworden. Es ist immer noch ein schönes Familienfest, auf das ich mich freue, aber das Eigentliche was es einmal ausgemacht hat, fehlt.

Eine Ahnung der Stimmung ist zwar noch für mich erlebbar, trotzdem entsteht in mir eine Sehnsucht nach dem mal Dagewesenen. Daraus entzündete sich für mich die Frage, ob das was ich damals als Kind erlebt habe, nicht auch etwas Zukünftiges möglich macht. Also eine Suchbewegung. Ich denke das Lichterlebnis kann im Verständnisprozess wiedererlangt werden. Wie ich am Weihnachtsbaum die Kerzen nicht im einzelnen gesehen habe , sondern ein leuchten, welches vom ganzen Baum ausging, so ist es wenn ich eine Sache wirklich verstehe und durchdringe. Ich nehme sie nicht mehr als Einzelheit wahr, denn, ich kann sie nur in ein Ganzes einordnen. Die Photosynthese kann ein Beispiel für diesen Verständnisprozess sein. Schau ich ein einzelnes Blatt an ist es zunächst isoliert für sich. Verstehe ich die Bildung des Blattes entsteht vor mir der Prozess wie es sich aus dem Ganzen bildet. Einerseits aus dem Sonnenlicht andererseits aus dem Kohlendioxid und dem Wasser mit den gelösten Mineralsalzen. Ebenso sind im verstehen die Dinge nicht fremd vor mir, sondern sie leben in mir.

Wenn man diese Art Verständnis ins Zwischenmenschliche hereinführt entsteht für mich Wärme. Ich fühle mich mit dem anderen verbunden, dadurch beginnt er in mir zu leben. Daraus gehen Beziehungen hervor, in denen ich mich getragen fühle und den anderen unterstütze. Dieses füreinander da sein mündet in Menschenliebe. Was ich als Kind erlebt habe erscheint mir in der Geburt des Christuskindes als Werdemöglichkeit: durch Erkenntnis und Liebe an das zutiefst Menschliche heranzukommen. Diese Art von Christgeburt ist keine historische, traditionelle sondern eine die jedes Jahr von neuem Möglich werden kann. In diesem Ausblick beginnt Weihnachten wieder eine Bedeutung für mich zu bekommen.


Links

Zurück zum Inhaltsverzeichnis der eingereichten Essays