Von der Aufmerksamkeit zur Frage – von der Frage zur Aufmerksamkeit: Unterschied zwischen den Versionen

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von Margarete Scharlipp, 23. April 2010
 
  
 
Im vergangenen Jahr habe ich Fragen, welche sich mir durch das Beobachten der Umgebung und des Geschehens um mich herum gestellt hatten, aufgeschrieben und nicht weiter bearbeitet. Nun finde ich mit dieser Ausarbeitung endlich die Gelegenheit, sie zu überdenken, zu bewegen und wenn möglich, zu beantworten.
 
 
 
''Lernprozesse?''
 
 
Vielleicht ist Ihnen schon das Phänomen aufgefallen, dass Sie etwas Neues gelernt, oder über etwas Interessantes gesprochen haben und bald darauf begegnete es Ihnen wieder. Seit dem mir bewusst wurde, dass ein solcher Prozess des Öfteren stattfindet, habe ich die verschieden Situationen aufgeschrieben und gesammelt. Mehrere deuten darauf hin, dass dadurch, dass man etwas gelernt hat, die Aufmerksamkeit stärker darauf gerichtet ist und es so schneller und vor allem bewusster in unser Denken tritt. Doch glaube ich, dass es in manchen Situationen anders ist.
 
Von einem Beispiel möchte ich Ihnen erzählen.
 
 
Mir fällt es leicht, Personen, die ich noch nicht so oft gesehen habe, wiederzuerkennen, sodass ich in der Innenstadt nicht so oft in die Situation gerate, Leute zu übersehen. Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass ich einem Mädchen, mit dem ich früher mehr zu tun hatte, schon länger nicht mehr begegnet war. Vor Kurzem kam ich in die Situation, dass zwei mir fremde Jungen im Bus mich und Bekannte, mit denen ich unterwegs war, fragten, ob wir dieses Mädchen kennen würden. Zwei, drei Tage darauf begegnete mir dieses Mädchen. Natürlich kann man sagen, es sei Zufall, aber man genauso gut die Fragen stellen: Was ist Zufall, oder auch Schicksal und Fügung? Genau diese Fragen haben wir vor einiger Zeit im Deutschunterricht behandelt und es war ziemlich schwierig, überhaupt den Ansatz einer Lösung zu finden. Hinzu kommt, dass für jeden diese Begriffe eine andere Bedeutung, Wichtigkeit und Wirklichkeit haben und es so unmöglich ist, eine allgemeine Erklärung der Begriffe zu finden.
 
 
 
''Die Fliege''
 
 
Eine andere Frage, die mich beschäftigt ist, dass Fliegen regelmäßig wenn sie stillhalten ihre Vorder- und Hinterbeine aneinanderreiben. Ist es nun putzen oder machen sie diese Bewegung um etwas anderes zu bezwecken?
 
Damit Sie sich ein bisschen dem Thema nähern können, folgt eine kurze Beschreibung der gemeinen Stubenfliege.
 
Der Körper einer Fliege ist ganz mit Haaren bedeckt. Sie besitzt kein Skelett, deshalb hält ein Außenpanzer stattdessen ihren Körper zusammen. Die sechs Beine setzen sich aus fünf Gliedern zusammen, an denen sich Chemorezeptoren befinden, die die Fliege dazu befähigen Zucker zu schmecken. An den Hinterbeinen befindet sich feuchte Haftballen, welche die Fortbewegung auf glatten, schrägen Flächen unterstützen. In der Literatur über Fliegen ließ sich nichts über die typische Bewegung der Fliege herausfinden, deshalb möchte ich meine Überlegung beschreiben. Da die Fliege feuchte Haftballen an ihren hinteren zwei Füßen hat und somit dort eine Feuchtigkeit absondert, kann ich mir vorstellen, dass diese Flüssigkeit ihre Beine in einem gewissen Maße verklebt. So ist sie gezwungen ihre Beine regelmäßig zu säubern. Doch kann sie nur von ihren sechs Beinen die beiden hinteren und die vorderen putzen, die mittleren braucht sie immer, um das Gleichgewicht zu halten. Die Fliege ist so gelenkig, dass sie mit ihren Beinen die Flügel und den Kopf erreichen kann.
 
 
 
''Koordination''
 
 
In meiner dritten Frage geht es um die Koordination des Menschen. Was fehlt bei nicht vorhandener Koordination?
 
Im alltäglichen Leben wird man oft mit Situationen konfrontiert, in denen man fähig sein muss, sich kontrolliert zu bewegen. Wie in vielen Dingen sind dort die Fähigkeiten des einzelnen ganz verschieden und so bekommt man manchmal ganz erstaunliche Sachen zu sehen. Im Sportunterricht zum Beispiel sind Mitschüler nicht in der Lage einen Ball zu fangen, oder fangen ihn und bewegen sich dabei so unkontrolliert, dass ich fast zu der Frage gedrängt wurde, was denn da nun fehle. Was ist überhaupt Koordination und wie kann man sie erlangen?
 
 
Im Sport gibt es zahlreiche, meist recht komplexe Übungen, in denen gleichzeitig zwei Aktionen kontrolliert ausgeführt werden müssen. Aus eigener Erfahrung kann ich den großen Lerneffekt dieser Übungen bestätigen.Der Begriff Koordination im Bereich der Physiologie und Psychologie bezeichnet das vom Zentralnervensystem gesteuerte Zusammenspiel der Muskeln, wie auch das harmonische Zusammenwirken zweier, oder mehrere Bewegungsabläufe.
 
Als Kleinkind fängt der Mensch mit dem Laufenlernen an, die ersten Koordinationsfähigkeiten auszubilden. Viele Defizite entstehen durch mangelnde Übung und dem dadurch fehlenden Lernprozess oder durch falsch gelernte Bewegungsabläufe, welche dann nicht mehr ohne Weiteres geändert werden können. Die Wissenschaft erklärt dies mit fehlenden Verknüpfungen im Gehirn, welche nur mit ausreichender Bewegungserfahrung entstehen können. Im Alter nimmt die Reaktionsfähigkeit und Koordination wieder ab. Die Tatsache, dass Mädchen im Sport meistens schlechter abschneiden, liegt nicht nur an den besseren Körpereigenschaften der Jungen, sondern auch daran, dass diese in ihrer Kindheit im Durchschnitt viel öfter mit Bällen spielen und sich mehr bewegen.
 
 
 
Der Weg der Erkenntnis hat zwei Richtungen. Manche Dinge entdeckt man, sie werden zum Rätsel und werfen Fragen auf, oder gerade durch eine Frage und den Versuch sie zu beantworten, entdeckt man Dinge und kommt zu neuen Erkenntnissen. So ist nicht unbedingt die Antwort das Wichtigste am Fragen, sondern viel mehr der Prozess, in dem man zur Antwort gelangt.
 
 
''Margarete Scharlipp''
 
 
 
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Aktuelle Version vom 20. Februar 2011, 11:12 Uhr