Schüler sein! Werde Schüler!

Aus Jugendsymposion
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von Johanna Taraba, 28. Februar 2010


Dies ist ein kurzer Artikel, den ich in unserem Schul-Rundbrief vor den Berichten der anderen Kasseler Teilnehmer veröffentlichen durfte, weswegen er eher eine Art Einführung ins Thema/bzw Hinführung zur Tagung ist.


Schüler sein. Werde Schüler!

Wer kennt als Schüler der höheren Klassen nicht nett gemeinte Fragen wie: „und, was willst du denn mal nach der Schule werden (um endlich etwas zu sein) ?“

Manchmal würde ich dann gerne rein provokativ zurückfragen: „Und, was wollen sie denn mal nach ihrem Beruf werden (um auch endlich etwas zu sein)?

Vielleicht würde dies dem Fragenden zeigen, wie sehr die Antwort auf diese Frage meiner Meinung nach einen der merkwürdigsten Denkfehler unserer Zeit aus seinem Versteck lockt.

(„Ich bin doch etwas, weil ich schon einen anständigen Beruf habe!“)

Jedoch ist dies hier kein Vorwurf an die Fragensteller, sie haben in diesem Falle immerhin Interesse an ihrem Mitmenschen, viel mehr stellt es die (Ein~)Stellung der heutigen Schüler in Frage. Oft wird man in der Schulzeit nicht nur von den Eltern und Lehrern daraufhin abgerichtet, dass alles Gelernte „später einmal einen Nutzen haben muss“, sondern verbaut sich auch als Leipziger Waldorfschüler selber seinen Interessenhorizont durch die ständige Kontrollfrage: „Brauche ich dies und jenes, was mir gerade im klassischen Frontalunterricht-Stil so lehrbuchgerecht präsentiert wird, auch wirklich für meinen Abschluss?“ Wenn nein, dann höre ich lieber schnell nicht mehr zu, es könnte ansonsten ja passieren, dass ich mich dafür interessiere und ich dann meine Zeit für dieses vergeude, anstatt anständig zu lernen oder mich vom lästigen Abfüllen in der Schule zu Hause am PC zu erholen. Ich möchte ja schließlich nicht zu viel von meiner kostbaren Energie verlieren, man weiß ja nie, wie es später einmal kommen mag!

So laufen die Gedanken meistens in Richtung nach der Schule. Ja, nach der Schule geht das wahre Leben los! Nach der Schule stehen einem alle Tore offen! Nach der Schule kann man etwas richtiges machen! Nach der Schule kann man endlich tun und lassen, was man selber will! Nach der Schule...

Man könnte eine ganze Liste füllen an Sachen, die man nach der Schule endlich machen kann.

Aber kann man nicht auch in der Schule eine Menge Dinge tun, wenn man nur will?

Im Grunde wären viele unserer Eltern die besseren Waldorf-Schüler. Stets wissen sie genau, was sie wollen würden, bekämen sie nur noch einmal die Möglichkeit, die Schulbank zu drücken, nur diesmal in einer Waldorfschule. Sie wissen genau, was sie damals mussten und nicht wollten und sie wollen, was die Schüler heute müssen. Wenn diese Eltern oder Erwachsenen dann, weil sie selber nun einmal nicht mehr Schüler sind, „Schule machen“, ist klar, dass es immer so weiter gehen wird und niemals Schüler wirklich in der Schulzeit wollen können. Viele Schüler wollen nicht, sondern hassen, was sie müssen, was aber die Eltern wollen. Sind sie einmal selber Eltern, dann wollen sie eine Schule für ihre Kinder, wo diese müssen, was sie gewollt haben und glauben dann auch noch, ihren Kindern einen wahnsinnigen Gefallen zu tun. Dies kann aber nicht der Fall sein, wenn man die Gegenwart zu gestalten versucht, indem man einfach die Fehler der Vergangenheit ausmerzt und alles vermeintliche Gute von damals fortsetzt. In diesem Falle hätte man ja ein Leben lang mit toter Vergangenheit zu tun. Ganz im Gegenteil müsste man die lebendigen Impulse der Zeit stets neu ergreifen und in sein Denken aufnehmen, um sie durchs daraus resultierende Handeln fruchtbar werden zu lassen! Wenn daraus Schule und Unterricht gestaltet wird, sowohl von Eltern und Lehrern, als auch von Schülern, dann kann es in meinen Augen nichts schöneres geben, als ein Leben lang Schüler zu sein, oder noch besser: Schüler der Gegenwart zu werden!

Ungefähr ein solches war erlebbar im ersten Kasseler Jugendsymposium, an dem einige SchülerInnen unserer Schule teilnehmen durften.

Die Organisatoren haben nicht ihre „Jugendträume“ ausgegraben, sondern aus der gegenwärtig kritischen „Bildungsfrage“ heraus (die aufgrund von Waldorf-Oberstufen-Lehrermangel durchaus auch an Waldorfschulen ein Thema ist) einen Bildungsraum entstehen lassen, der vollkommen zeitgemäß ist und somit auch wahnsinnig viele Jugendliche anspricht und Interesse weckt und fördert!

Dies soll aber nur eine kleine Vorspeise sein vor den folgenden Artikeln, denen sie hoffentlich weitere Informationen zum Symposium in Kassel entnehmen können.

Des weiteren ist derzeit auch eine Internetseite im Aufbau: www.jugendsymposion-kassel.de

Herzlichen Dank für die finanzielle Unterstützung der Schule für die Fahrt!

Ihre Johanna Taraba


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