Schuluniform Ja oder Nein?

Aus Jugendsymposion
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von Viola Roesler, 28. Februar 2010


Ich werde in dem folgenden Essay über die Einführung der Schuluniform berichten und meine Umfrage dazu schildern.


An jedem Morgen stellt sich immer wieder die Frage: „Was soll ich heute anziehen?“. Mit dieser Frage beschäftigen sich Millionen von Jugendlichen in Deutschland, so auch ich. Da hat man es in Großbritannien, wo es die Schuluniformen schon seit 100 Jahren gibt, und in anderen Ländern leichter, da die einheitliche Schuluniform dort an staatlichen und privaten Schulen Pflicht ist.

So ist beispielsweise auch in Frankreich, Indien, Australien und Neuseeland das Tragen von Uniformen etwas ganz Alltägliches geworden. Auch in Südafrika gibt es Schuluniformen. Dort hat die Einheitskleidung für die Schüler noch eine besondere Bedeutung, denn es ist egal, welche Hautfarbe ein Kind hat, alle haben dasselbe an. Das ist in Südafrika etwas wichtiges, denn viele Menschen mit schwarzer Hautfarbe werden dort immer noch benachteiligt. Aber wenigstens in der Schule gilt dies nicht, dort sind sie alle gleich, zumindest äußerlich. Das Problem in ärmeren Ländern wie beispielsweise Indien liegt darin, dass die Schuluniformen immer teurer werden und die Eltern es sich nicht mehr leisten können, aber gezwungen sind sie trotzdem zu kaufen.


In Deutschland wird das Thema Schuluniform immer wieder heftig diskutiert. Bislang haben sich nur einige wenige Staatsschulen für Schuluniformen bzw. für eine einheitliche „Schulkleidung“ entschieden. Bei der „Schulkleidung“ handelt es sich nur um ein einfaches T- Shirt und die Schüler können entscheiden, ob sie es tragen wollen oder nicht. In deutschen Schulen darf nur dann eine Schuluniform eingeführt werden, wenn die Erziehungsberechtigten damit einverstanden sind !!!


Doch ist es sinnvoll, eine Schuluniform einzuführen?

„Kinder mit Schuluniformen verstehen sich viel besser und können aufmerksamer zuhören.“ Dies besagt eine Studie der Universität Gießen, doch warum haben bisher nur so wenige Schulen eine Schuluniform? Hierzu einige Pro- und Kontraargumente, welche die Sichtweisen verdeutlichen sollen:


Die Einführung einer Schuluniform bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler verpflichtet sind, eine einheitliche Kleidung in der Schule zu tragen. Das heißt, sie können nicht selber bestimmen, was sie anziehen wollen und nicht jeder kann tragen, was ihm steht und vor allem auch passt. Dadurch wird die Entwicklung der eigenen Individualität eingeschränkt und die Möglichkeit, seine Persönlichkeit durch Kleider auszudrücken, geht unter.

Es kann durchaus sein, dass durch eine Schuluniform der Konkurrenzkampf etwas gelindert wird, jedoch nicht beendet. Die Schüler versuchen dann mit auffälligem Haarschnitt, Schmuck und teuren Schuhen zu punkten, um einen besonderen Status zu erlangen. Außerdem finden die Mitschüler immer etwas, um ihre Klassenkameraden zu schikanieren, egal ob es beispielsweise wegen Pickeln oder Lernschwächen ist.

Die Schuluniformen lassen während der Schulzeit nicht gleich auf das soziale Umfeld der Einzelnen schließen, was positiv zu bewerten ist, doch nach Schulende müssen die ärmeren Schüler wieder ihre einfachen Sachen anziehen und die reicheren können mit ihren Designerklamotten angeben. So treten in der Freizeit die Unterschiede wieder deutlich hervor. Außerdem gibt es an manchen Schulen auch billigere und teurere Schuluniformen für die gleiche Schule, was bedeutet, zwischen Arm und Reich wieder unterscheiden zu können. Abgesehen von den Konflikten innerhalb der Schule entstehen Konflikte zwischen den verschiedenen Schulen bzw. Schultypen, da die Schüler an ihrer Schulkleidung sofort der Schule zugeordnet werden können. Das beste Beispiel hierfür ist bei uns in Deutschland der Unterschied zwischen den staatlichen Schulen und den Waldorfschulen. Auf Grund der vielen Vorurteile gegenüber Waldorfschulen möchte man nicht unbedingt sofort erkannt werden. Ein weiterer Punkt, der gegen die Einführung spricht, ist der zusätzliche Kostenfaktor, denn man benötigt immer mehrere Schuluniformen.


Für das Einführen einheitlicher Schuluniformen spricht, dass die Schülerinnen und Schüler morgens mehr Zeit haben, da sie sich keine Gedanken mehr über das machen müssen, was sie anziehen sollen. Außerdem dürfen sie meistens bei Einführung einer Schuluniform den Stoff, Schnitt und Farbe selber mit auswählen.

Ein Problem, dass durch die Schuluniformen verhindert werden kann, ist die Kriminalität an Schulen, wo Schülerinnen und Schüler aus ärmeren Familien Sachen der anderen klauen, nur um zur Gruppe zu gehören.

Auf Grund der finanziellen Situationen sind besonders Eltern in ärmeren Ländern für Schuluniformen, da sie nicht wollen, dass man gleich erkennt, aus welchen Verhältnissen ihre Kinder kommen. Ein weiteres Argument, was dafür spricht, ist das „Markendenken“ der Jugendlichen, denn das „Wer-ist-am-besten-angezogen- oder –Wer-hat-die-teuersten-Markenklamotten“- Verhalten gibt es kaum noch, zumindest in der Schulzeit. Zudem ist der Gruppenzwang, mit dem Trend mitzuhalten, nicht mehr so stark und man muss nicht immer perfekt gestylt sein, um gut auszusehen. Uniformen fördern den Ausdruck charakterlicher Individualitäten, die nicht nur auf teure Markenkleidungen beschränkt sind. Schon allein farbige Hemden würden ausreichen, um eine Gemeinschaft zu symbolisieren, denn dadurch entsteht ein Wir-Gefühl. Das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Klasse und der Schule wird durch Schuluniformen gestärkt, es bilden sich weniger einzelne Gruppen und es wird nicht mehr so stark zwischen Reichen und Armen unterschieden.


Doch wie sieht das mit den Schuluniformen an Waldorfschulen aus?
Ich zitiere folgenden Text:

„Schuluniformen auch für Waldorfschüler?

Könnte die Einführung einer Schuluniform oder einheitlicher Schulkleidung soziale Konflikte oder Integrationsprobleme in den Schulen lösen? Während Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und viele ihrer Kollegen auf Länderebene Sympathien für die Einführung einheitlicher Schulkleidung haben, winkt Ulrich Thöne, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ab. Er verwies gegenüber der dpa in Berlin darauf, dass eine Schuluniform keines der Probleme löse – weder das der Integration noch das der fehlenden Chancengleichheit, sagte er der dpa in Berlin. Angesichts der Debatte fragte die Heidenheimer Zeitung bei den örtlichen Schulen nach Reaktionen zum Thema Schuluniform: An der Waldorfschule kann Karin Zeitler über den Witz, die Waldorfschüler hätten ja schon eine Uniform (Strickpulli und Birkenstock), nur müde lächeln: „Vielleicht sehen zehn Prozent der Schüler so aus, wie man sich einen Waldorfschüler vorstellt, aber 90 Prozent tragen das, was alle Schüler tragen“. Uniformen sieht man an der Waldorfschule kritisch: „Mit Jugend in Uniformen haben wir in Deutschland keine guten Erfahrungen gemacht“, so Karin Zeitler – überdies sei es auch im pädagogischen Interesse, eventuelle Kleidungsprobleme mit den einzelnen Schülern zu besprechen: „Es muss jedem persönlich klar sein, wie er sich an einem Ort kleidet, an den er zum Lernen kommt“. Nur so lerne man mit Kleidung richtig umzugehen: „Im späteren Leben kann man sich auch nicht auf eine Uniform verlassen.“ www.hz-online.de, 15.05.2006


Um mir ein genaues Stimmungsbild innerhalb unserer Schule zu machen, habe ich eine Umfrage zum Thema „Schuluniformen Ja- oder Nein?“ in den Klassen 10 und 11 durchgeführt und einen Teil der Lehrerschaft dazu befragt.


Hier sind die Ergebnisse:

In der 10. Klasse zeigte sich eine deutliche Mehrheit, die sich gegen die Einführung von Schuluniformen entschieden hat. In der 11. Klasse waren es 50% und bei den 14 Lehrerinnen und Lehrern waren es 64,28%, die gegen eine Einführung wären. Ich finde das ist ein eindeutiges Stimmungsbild.


Hier ein paar markante Argumente der Kontra- Seite:


Von Schülern:

  • Jeder kann sich nicht so kleiden, wie er möchte und sich wohlfühlt, jeder sollte das Recht haben seine eigenen Entscheidungen zu treffen => Entscheidungsfreiheit
  • Macht keinen Sinn (auf Waldorfschulen), nur für Schulen mit heterogenemsozialen Hintergrund der Familien
  • Jeder würde gleich aussehen – nervig, langweilig, hässlich, unnötig, zu teuer
  • Durch einheitliche Kleidung verschwinden persönliche Merkmale (wie z.B. eigener Style)
  • Nein, weil sich die Personen mit ihrer Kleidung identifizieren und so einen individuellen Lebensstil ausdrücken
  • Es gibt trotzdem noch Gruppenzwang
  • Die Schulen werden dadurch noch mehr getrennt
  • Man kann so den Charakter nicht mehr richtig ausdrücken
  • Die Schüler und Schülerinnen werden dadurch immer mehr wie Maschinen


Lehrer:

  • Der individuelle Ausdruck ist durch Kleidung höher und ein wichtiger Teil einer Persönlichkeit
  • Rückschritt in Richtung Uniformierung der Gesellschaft
  • Erinnert an kollektive Zugänge - Uniformierung
  • Verschiedenartigkeit muss möglich sein, es ist das Leben
  • Empfindung von Zwang
  • Wenig individuelle Freiheit
  • Ist nicht passend für die Waldorfschule, wir sind schon „besonders“


Hier die Argument der Pro- Seite:


Schüler:

  • Das Gefühl von Gemeinschaft entsteht
  • Die Grundidee ist gut
  • Die Waldorfschule wird so bekannter
  • Keine Diskriminierung (z.B. Mobbing) durch Kleidung
  • Keine Beurteilung durch Kleider, es wird keiner deshalb ausgeschlossen
  • Man erkennt die finanzielle Situation einzelner Familien nicht sofort
  • Zwischen Schul- und Freizeit wird durch die Kleidung unterschieden
  • Gleichheit, kein (Marken-) Neid entsteht, kein Modezwang
  • Man braucht sich morgens nicht zu entscheiden, was man anzieht


Lehrer:

  • Die Individualität kommt aus dem Inneren heraus, könnte deutlicher auffallen
  • Besseres, konzentrierteres Lernen
  • Größeres Bemühen, um andere wahrzunehmen
  • Schüler/innen brauchen sich nicht so viele Gedanken über das Äußere zu machen
  • Jede Klasse bekommt ihre eigene Farbe :), kann evtl. zusammen entworfen werden
  • Kurze Klamotten der Mädchen sind in der Schule unpassend
  • Wird von Schüler/innen schnell aufgenommen


Mein Fazit zu diesem Thema ist, dass ich Schuluniformen für sinnvoll halte, da Schulen Orte sind, wo die einen von den anderen unterdrückt, verletzt, gehänselt oder sogar gemoppt werden. Durch Schuluniformen können Schülerinnen und Schüler Anschluss an die Klasse finden und nur nach ihrem Charakter beurteilt werden und nicht an der Art Klamotten, die diejenige oder derjenige gerade trägt.

Ich wäre sehr dafür, wenn es in Deutschland mehr Schuluniformen gäbe, jedoch fände ich es nicht so sinnvoll für eine Waldorfschule. Trotzdem sollte jede Schule für sich entscheiden, ob eine Schuluniform eingeführt werden soll oder nicht.


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