Der Weg zum Weltfrieden?!

Aus Jugendsymposion
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von Milena Hagemann, 5. Mai 2010


Die Frage, ob jemals Weltfrieden auf der Erde herrschen wird, wird oft belächelt und mit einem “ja, aber…/ aber wenn…” beantwortet.

Aber warum ist das so? Wie ist die heutige Weltanschauung? Ist unsere Gesellschaft zu sehr fixiert auf das Wohl des Individuums, oder haben wir kein Verständnisvermögen, um in einer so fortschrittlichen Welt auch fortschrittlich zu denken?

Die Themen, die derzeitig hierzulande alle betreffen sind Immigration, Kommunikation, Wirtschaft und Wissenschaft. Das weltweite Kommunikations- und Verkehrssystem bringt die Menschen aus aller Welt einander näher, die Wirtschaft entwickelt sich zu einem großen Weltmarkt und die Wissenschaft bringt uns viele neue Erkenntnisse. Diese Beispiele lassen die enge Verbundenheit der Völker immer deutlicher werden und auch die immer größer werdende gegenseitige Abhängigkeit.

Abgesehen von ihren Vorteilen, bedeuten diese zugleich vielzählige Bedrohungen, wie z.B. Kriminalität, Terrorismus, moderne Waffensysteme, wirtschaftliches Ungleichgewicht und vieles mehr. Diese Missstände können oft nur durch weltweite Kooperation überwunden werden, wie z.B. die Bemühungen internationaler Organisationen bei der Bekämpfung des Terrorismus (UNO).

Wie ist es also möglich, nicht nur innerhalb der eigenen Festung Frieden zu haben, sondern auch darüber hinaus? Um diese Frage zu beantworten, habe ich mich auf die Lehren der Baha’i- Religion gestützt, die besagt, dass der Weltfriede unausweichlich ist.

“Es rühme sich nicht, wer sein Vaterland liebt, sondern wer die ganze Welt liebt. Die Erde ist nur ein Land, und alle Menschen sind seine Bürger”


Vorerst möchte ich einige allgemeine Worte zu der Baha’i -Religion sagen.

Die Baha’i-Religion ist die jüngste etablierte Weltreligion, die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Sie ist eine unabhängige monotheistische Religion. Weltweit gibt es ca. sieben Millionen Anhänger, die die Lehren Baha’u’llahs (1817-1892), dem Religionsstifter, befolgen. Wichtige Baha’i-Prinzipien sind:

  • Beseitigung aller Formen von Vorurteilen
  • Die Gleichberechtigung von Mann und Frau
  • Anerkennung der Einheit der Weltreligionen
  • Universale Erziehung und eine Welthilfssprache
  • Arbeit und Dienst an der Gesellschaft
  • Harmonie zwischen Wissenschaft und Religion
  • Ausgewogenheit zwischen Natur und Technologie
  • Einheit in der Mannigfaltigkeit

Einheit der Völker in Vielfalt ist einer der Wege, die zum Weltfrieden führen. Hier besteht die Aufgabe darin, dass die bestehende Gesellschaftsordnung in ihrer Basis erweitert wird, die Institutionen so umgewandelt werden, so dass die Bedürfnisse der Menschheit mit dem Wandel der Zeit in Einklang stehen. Mit dem Begriff “Einheit in der Mannigfaltigkeit” soll nicht gemeint sein, die Grundsätze nationaler Selbständigkeit zu beseitigen. Auch werden hier nicht die Verschiedenheiten der Völker, des Denkens und Gewohnheiten ausgeblendet, sondern vielmehr an größere Treue und Bemühungen appelliert. Der folgende Vergleich kann diese „Einheit der Mannigfaltigkeit“ erklären:

“Betrachtet die Blumen eines Gartens. Obwohl sie nach Art, Farbe und Gestalt verschieden sind, werden sie doch vom Wasser einer Quelle erfrischt, vom selben Windhauch belebt und von den Strahlen einer Sonne gestärkt, und so erhöht die Verschiedenheit ihren Reiz und steigert ihre Schönheit. (…)”

“(…) Werden verschiedene Schattierungen von Gedanken, Temperamenten und Charakteren unter der Macht und dem Einfluss einer zentralen Kraftquelle zusammengeführt, so wird in gleicher Weise die Schönheit und der Glanz menschlicher Vollkommenheit offenbar und sichtbar werden.”

Die Lehren Baha’u’llahs rufen jeden Menschen dazu auf sich von jeder Engstirnigkeit, jedem Vorurteil und veralterter Doktrin zu lösen, die dem Wohl und der Bedürfnisse der Menschheit nicht mehr entsprechen. Um die Interessen der Völker zu schützen wurden Rechtsnormen, wirtschaftliche und politische Theorien aufgestellt. Sie sind jedoch nicht mehr zu gebrauchen, wenn das Recht jedes Menschen, durch Fortbestehen alter Gesetze untergraben wird.

Das Prinzip der Einheit ist es nicht nur einen guten Willen zu zeigen und ein Gefühl der Brüderlichkeit zu hegen. Es ist vielmehr eine natürliche, notwendige Beziehung, die aufgebaut werden muss, die uns zu einer Familie werden lässt.

“Er fordert nichts Geringeres als den Wiederaufbau und die Entmilitarisierung der ganzen zivilisierten Welt, einer Welt, die in allen Grundfragen des Lebens, in ihrem politischen Mechanismus, ihren geistigen Bestrebungen, in Handel und Finanzwesen, Schrift und Sprache organisch zusammengewachsen und doch in den nationalen Eigentümlichkeiten ihrer verbündeten Staatenglieder von einer unendlichen Mannigfaltigkeit ist.”

Das Ziel ist es also eine Welteinheit zu erschaffen, die uns die Grundlage für Frieden und Sicherheit gibt.

Dabei muss eine Weltlegislative erschaffen werden, die die erforderlichen Gesetze erlässt, “um das Leben aller Rassen und Völker zu steuern, ihre Bedürfnisse zu befriedigen und ihre wechselseitige Beziehung anzupassen.” Eine Weltexekutive wird dies unterstützen, indem sie die Einheit des Gemeinwesens sichert. Mit Hilfe eines Welt-Überstaats werden wirtschaftliche Schranken verschwinden, gegenseitige Abhängigkeiten von Kapital und Arbeit anerkannt werden und letztlich Fanatismus und Rassenhass der Vergangenheit angehören. Weitere Forderungen sind daneben:

  • Ernennung einer Welthauptstadt
  • Etablierung einer Weltsprache, die in allen Schulen neben der Muttersprache gelehrt wird
  • Einführung einer Weltschrift, Weltliteratur
  • Die Vereinheitlichung des Währungs-, Gewichts- und Maßsystems

Meiner Meinung nach muss der Mensch darin bemüht sein, sein individuelles Potenzial zu vervollkommnen, d.h. sich bewusst für einen Prozess inneren Wandels entscheiden, die zu wachsender Spiritualität, intensiveren Beziehung zu Gott und tiefe Zufriedenheit führt. Würde die Spiritualität vernachlässigt werden, so käme das “niedere Selbst” in Vordergrund und schlechte Eigenschaften wie Selbstsucht, Gier, Neid, Rücksichtslosigkeit, Vorurteile und andere zerstörerische Gedanken zum Vorschein.

“Wahren Verlust erleidet, wer seine Tage in völliger Unkenntnis über sein wahres Selbst verbringt”

Daraus wird mir klar, dass das Böse oder die böse Kraft nicht existiert, sondern die fehlende Selbstreflexion bzw. fehlende Spiritualität, die unsere schlechten Eigenschaften fördert und uns zu taten wie Krieg und Zerstörung zulässt.

Weitere Zitate:

“Die Religion sollte alle Herzen vereinen und Krieg und Streitigkeiten auf der Erde vergehen lassen, Geistigkeit hervorrufen und jedem Herzen Licht und Leben bringen. Wenn die Religion zur Ursache von Abneigung, Hass und Spaltung wird, so wäre es besser, ohne sie zu sein, und sich von einer solchen Religion zurückzuziehen, wäre ein wahrhaft religiöser Schritt.”

“Dass sie (die Religionen) voneinander abweichen, ist den unterschiedlichen Erfordernissen der Zeitalter zuzuschreiben, in denen sie verkündet wurden.”

“Das Wohlergehen der Menschheit, ihr Friede und ihre Sicherheit sind unerreichbar, solange ihre Einheit nicht fest begründet ist.”

“Die Menschenwelt besteht aus zwei Hälften: der männlichen und der weiblichen. Eine Hälfte ergänzt die andere. Glück und Sicherheit der Menschheit ist nur dann gewiss, wenn beide sich vervollkommnen.”

“Wenn wir sagen, Religion und Wissenschaft seien unvereinbar, haben wie weder verstanden, was wahre Wissenschaft noch was wahre Religion ist, denn beide beruhen auf den Vorraussetzungen und Schlussfolgerungen der Vernunft und müssen ihrer Überprüfung standhalten.”


Von Boshra Manouchehrifard


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