23. Kasseler Jugendsymposion »Erleben, konkret«: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Maßnahmen im Zusammenhang mit der globalen Bedrohung durch das Corona-Virus brachten gänzlich neue, disparate Erfahrungsfelder mit sich:  
 
Die Maßnahmen im Zusammenhang mit der globalen Bedrohung durch das Corona-Virus brachten gänzlich neue, disparate Erfahrungsfelder mit sich:  
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Fast hat es den Anschein, als stelle unsere Zeitsituation die Frage nach dem Erleben zugleich ganz umfassend und ganz konkret. Dem entsprechend wird sich das Jugendsymposion unter dem Titel ''Erleben, konkret'' mit verschiedenen aktuellen Facetten dieser Thematik befassen: dem Spannungsfeld zwischen einem wissenschaftlich-evidenzbasierten Weltzugang und dem subjektiven Welterleben, dem oft disparaten, Ambiguitätstoleranz fordernden Erleben unserer gesellschaftlichen Realität, das sich aus der Vielfalt von unterschiedlichen Lebensentwürfen, sexuellen Identitäten, Fähigkeiten, politischen Überzeugungen,  gesellschaftlichen Lebensrealitäten, Religionen, Sprachen und Kulturen ergibt, dem zunehmenden Bedürfnis nach unmittelbarer Sinneserfahrung in einer fortwährend vom »information overload« bedrohten, medial geprägten Welt sowie der Herausforderung, in einer immer komplexer werdenden Welt, dem eigenen konkreten Erleben vertrauend, eigene Aufgaben zu entdecken und daraus eine Handlungsorientierung abzuleiten.
 
Fast hat es den Anschein, als stelle unsere Zeitsituation die Frage nach dem Erleben zugleich ganz umfassend und ganz konkret. Dem entsprechend wird sich das Jugendsymposion unter dem Titel ''Erleben, konkret'' mit verschiedenen aktuellen Facetten dieser Thematik befassen: dem Spannungsfeld zwischen einem wissenschaftlich-evidenzbasierten Weltzugang und dem subjektiven Welterleben, dem oft disparaten, Ambiguitätstoleranz fordernden Erleben unserer gesellschaftlichen Realität, das sich aus der Vielfalt von unterschiedlichen Lebensentwürfen, sexuellen Identitäten, Fähigkeiten, politischen Überzeugungen,  gesellschaftlichen Lebensrealitäten, Religionen, Sprachen und Kulturen ergibt, dem zunehmenden Bedürfnis nach unmittelbarer Sinneserfahrung in einer fortwährend vom »information overload« bedrohten, medial geprägten Welt sowie der Herausforderung, in einer immer komplexer werdenden Welt, dem eigenen konkreten Erleben vertrauend, eigene Aufgaben zu entdecken und daraus eine Handlungsorientierung abzuleiten.
  
====Ort · Zeit====
 
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Das 23.  Kasseler Jugendsymposion beginnt am Donnerstag, den 10. Dezember. Es endet am Sonntag, den 13. Dezember um 13.00 Uhr mit dem Abschlussplenum. Veranstaltungsorte sind  die Freie Waldorfschule Kassel (Hunrodstraße 17, das Haus der Kirche (Wilhelms­höher Allee 330) und die Räume des Lehrerseminars für Waldorfpädagogik Kassel (Brabanter Straße 30). Die Ver­anstaltungsorte sind bequem zu Fuß oder mit der Straßenbahn zu erreichen.
 
  
==== Plenarvorträge ====
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==== Vortragende ====
  
 
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''Fotos von links nach rechts: Kübra Gümüşay, Prof. Dr. Harald Lesch, Christian E. Weißgerber, Prof. Dr. Markus Gabriel''
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<br> ''(Bildrechte: Weißgerber/Yaşar Ohle · Gabriel/Yana Dehnen)''
  
 
'''Kübra Gümüşay'''  
 
'''Kübra Gümüşay'''  
 
<br>(Journalistin; Bloggerin; Netzaktivistin)
 
<br>(Journalistin; Bloggerin; Netzaktivistin)
 
<br>Vortrag zum Erleben von Sprache
 
<br>Vortrag zum Erleben von Sprache
 
'''Dr. Volker Kleeberg'''
 
<br>(Biologe; Lehrerseminar Kassel)
 
<br>Vortrag: Viren - eine verkannte Quasispezies. Unsichtbares erlebbar machen
 
  
 
'''Prof. Dr. Harald Lesch'''
 
'''Prof. Dr. Harald Lesch'''
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<br>Vortrag: Fiktionen als erlebte Realitäten
 
<br>Vortrag: Fiktionen als erlebte Realitäten
  
==== Bewerbung und Anmeldung ====
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==== Ablauf ====
  
 
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Hier erhalten Sie alle Informationen zum '''[[Bewerbungsverfahren]]'''.
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Das '''online-Jugendsymposion''' bietet zwischen 8:30 und 13:30 Uhr drei Vorträge mit Aussprache an:
  
Bitte lesen Sie sich das Bewerbungsverfahren durch. Die Online-Anmeldung erfolgt über folgende Webseite: www.lehrerseminar-forschung.de | Anmeldung ('''Der Link folgt in Kürze!'''
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8:30-10:00 Uhr   
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<br>'''Harald Lesch''' (Astrophysiker/Naturphilosoph/Wissenschaftsjournalist):
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<br>'''Wissenschaft erleben – Wissenschaft für das Leben'''
  
'''Anmeldeschluss''' für das 23. Kasseler Jugendsymposion »Erleben, konkret« ist der '''6. November 2020'''.
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10:30-11:45 Uhr
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<br>'''Christian E. Weißgerber''' (Philosoph/Autor von »Mein Vaterland! Warum ich Neonazi war«): <br>'''Rechtsextremismus als »Erlebniswelt«.'''  
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<br>'''(De-)Radikalisierungsprozesse rassistischer und nationalistischer Politiken'''
  
==== Essaythemen ====
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12:15-13:30 Uhr
 
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<br>'''Kübra Gümüsay''' (Journalistin/Bloggerin/Netzaktivistin) unter dem Aspekt Diskriminierungen:  
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<br>'''Das Erleben von Sprache'''
 
 
# Sich in einer von enorm schnell wachsender Informationsfülle und zunehmend spezialisiertem Expertenwissen geprägten Welt überhaupt noch selbstständig orientieren zu können gehört für Harald Lesch zu den vorrangigen Aufgaben von Bildung heute – konkret meint Lesch damit die Fähigkeit, sich eigenständig folgende Frage beantworten zu können: „Kann das, was mir jemand sagt, überhaupt plausibel sein oder ist es einfach nur Unsinn?“ Wie ist die Entwicklung eines adäquaten Urteilsvermögens heute möglich? Beziehen Sie eigene Bildungserlebnisse in Ihre Betrachtung mit ein. <br>-
 
# Die Sozialpsychologin Pia Lamberty erblickt in Verschwörungserzählungen – wie sie etwa aktuell in Bezug auf die Corona-Pandemie in erschreckendem Ausmaß verbreitet werden – eine Reaktion vieler Menschen auf krisenhaft erlebte, überkomplexe Situationen und drohenden Kontrollverlust: „Das sind genau die Faktoren, in denen Menschen versuchen, Muster zu sehen, Strukturen herzustellen und in denen es einfacher für sie ist, einen mächtigen Akteur anzunehmen […], als mit dieser […] Unsicherheit umzugehen.“ – Zu welchen Erkenntnisbewegungen fordert die gegenwärtige Krisensituation heraus?<br>(Quelle: Wie sich Verschwörungstheorien und Esoterik überlappen https://www.deutschlandfunk.de /wissenschaftliche-untersuchung-wie-sich.886.de.html?dram:article_id=477634 [30.09.2020])<br>-
 
# „In jeder Berührung entsteht eine Substanz, deren Wirkung so lange als die Berührung dauert. Dies ist der Grund aller synthetischer Modifikationen des Individuums.“ (Novalis „Blütenstaub“) Erleben wird nach dieser Aussage der Ausgangspunkt der Selbstwerdung. Diese vollzieht sich fortwährend in Beziehungen zur umgebenden Welt. Zugespitzt kann festgestellt werden, dass ein Individuum immer von dem geprägt ist wozu es in Beziehung tritt. Damit wird die umgebende Welt Teil des Ich. Lässt sich aus dieser Gedankenbewegung ein ökologisches und soziales Bewusstsein ableiten, das handlungsweisend wirkt?<br>-
 
# Byung-Chul Han fragt in seinem Essay „Im Schwarm“: „Im Zuge des Digital Turn verlassen wir endgültig die Erde, die terrane Ordnung. Werden wir dadurch befreit von der Schwere und Unberechenbarkeit der Erde?“ Oder: „Würde die digitale Schwerelosigkeit und Fluidität uns nicht vielmehr in eine Haltlosigkeit stürzen?“ Und er stellt fest: „Kategorien wie Geist, Handeln, Denken oder Wahrheit gehören in die terrane Ordnung. Sie werden durch die Kategorien der digitalen Ordnung zu ersetzen sein. An die Stelle der Handlung tritt die Operation. Dieser geht keine Entscheidung im emphatischen Sinne voraus. Das Zögern oder das Zaudern, das konstitutiv für das Handeln wäre, wird als eine operative Störung wahrgenommen. Es schadet der Effizienz. Operationen sind actomes, das heißt, atomisierte Handlungen innerhalb eines weitgehend automatischen Prozesses, denen die temporale und existenzielle Weite fehlt.“ (S. 67/68) Loten Sie unter Einbeziehung der Gedanken Hans die Bedeutung konkreten Erlebens für den Menschen aus.
 
  
 
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'''Philosophisches Café am Nachmittag'''
  
Das vollständig ausgefüllte '''Deckblatt''' '''[[http://wiki.jugendsymposion.de/images/05b_JuSy_Deckblatt_zum_Essay.pdf Download Deckblatt]]''' zum Essay mit '''Schulstempel''' und '''Unterschrift''' von Ihrem Kontaktlehrer und ggf. von einem '''Erziehungsberechtigten''' (Unterschriften und Stempel entfallen für Schulabsolventen)
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Von 16:00 und 17:30 Uhr
<br>und Ihren Essay selber senden Sie bitte gemeinsam an folgende Adresse:
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<br>mit dem '''Philosophen Markus Gabriel'''
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<br>zum Thema '''Fiktionen als erlebte Realitäten'''
  
:::::::KASSELER JUGENDSYMPOSION
 
:::::::Brabanter Straße 30
 
:::::::34131 Kassel
 
  
'''Die Frist für die Einsendung der Essays endet am 13. November 2020'''.
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==== Anmeldung ====
  
==== Teilnahmegebühr ====
 
 
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Sie oder Ihre Lehrer*innen haben eine E-Mail mit allen Informationen erhalten, wie Sie sich zu dem online-Jugendsymposion anmelden können. Anmeldeschluss ist der 7. Dezember 2020.
Die Teilnahmegebühr für ein Symposion beträgt 40 Euro. In der Gebühr enthalten ist eine 4-Tage-Straßenbahnkarte.
 

Aktuelle Version vom 25. November 2020, 13:41 Uhr

IStock-1169626218 900b.jpg


findet online am Freitag, den 11. Dezember 2020, statt.


Erleben, konkret

Die Maßnahmen im Zusammenhang mit der globalen Bedrohung durch das Corona-Virus brachten gänzlich neue, disparate Erfahrungsfelder mit sich:

Einerseits ging mit ihnen ein bislang ungeahnter Verlust an konkreten Erlebnismöglichkeiten einher, da bislang selbstverständliche soziale Interaktionen plötzlich auf ein Mindestmaß beschränkt waren, Kulturevents – wie auch das Jugendsymposion – abgesagt werden mussten, die Mobilität und der Aktionsradius stark reduziert waren – und all dies durch eine schwer greifbare, dem unmittelbaren Erleben vollständig unzugängliche, die gesamte Menschheit betreffende Bedrohung. Erlebnisse »aus zweiter Hand«, medial vermittelt, sowie abstrakte, auf quantifizierender und statistischer Erfassung basierende Erklärungsmodelle bestimmten das Bewusstsein in seinem Bedürfnis nach Erklärungen und Kohärenz.

Andererseits öffnete der durch den »shutdown« unversehens entstehende Freiraum auch vielfach neue bzw. lang verschüttete Bereiche konkreten Erlebens. Das unmittelbare Nahumfeld wurde oftmals bewusster wahrgenommen: das allmähliche Hervorkommen der Blätter an den Bäumen unmittelbar vor den Fenstern der Stadtwohnung, Gespräche mit den nächsten Nachbarn, die sonst im Getriebe des Alltags kaum gegrüßt worden waren, die Schönheit eines Gedichtes, das zu lesen plötzlich Zeit und Muße vorhanden war, die Beschäftigung mit den grundlegenden, existenziellen Fragen, die sonst immer auf unbestimmte Zeit verschoben worden waren. Auch konnte sich ein neues, konkret empfundenes Gefühl der Verbundenheit mit der gesamten Menschheit einstellen, das sich durch die Anforderung ergab, eine globale Bedrohung gemeinsam zu meistern.

Fast hat es den Anschein, als stelle unsere Zeitsituation die Frage nach dem Erleben zugleich ganz umfassend und ganz konkret. Dem entsprechend wird sich das Jugendsymposion unter dem Titel Erleben, konkret mit verschiedenen aktuellen Facetten dieser Thematik befassen: dem Spannungsfeld zwischen einem wissenschaftlich-evidenzbasierten Weltzugang und dem subjektiven Welterleben, dem oft disparaten, Ambiguitätstoleranz fordernden Erleben unserer gesellschaftlichen Realität, das sich aus der Vielfalt von unterschiedlichen Lebensentwürfen, sexuellen Identitäten, Fähigkeiten, politischen Überzeugungen, gesellschaftlichen Lebensrealitäten, Religionen, Sprachen und Kulturen ergibt, dem zunehmenden Bedürfnis nach unmittelbarer Sinneserfahrung in einer fortwährend vom »information overload« bedrohten, medial geprägten Welt sowie der Herausforderung, in einer immer komplexer werdenden Welt, dem eigenen konkreten Erleben vertrauend, eigene Aufgaben zu entdecken und daraus eine Handlungsorientierung abzuleiten.


Vortragende


Vortragsredner2 Jusy23.jpg

Fotos von links nach rechts: Kübra Gümüşay, Prof. Dr. Harald Lesch, Christian E. Weißgerber, Prof. Dr. Markus Gabriel
(Bildrechte: Weißgerber/Yaşar Ohle · Gabriel/Yana Dehnen)

Kübra Gümüşay
(Journalistin; Bloggerin; Netzaktivistin)
Vortrag zum Erleben von Sprache

Prof. Dr. Harald Lesch
(Astrophysiker; Naturphilosoph; Wissenschaftsjournalist)
Vortrag: Wissenschaft erleben – Wissenschaft für das Leben

Christian E. Weißgerber
(Philosoph; Autor von »Mein Vaterland! Warum ich Neonazi war«)
Vortrag: Rechtsextremismus als »Erlebniswelt«. (De-)Radikalisierungsprozesse rassistischer und nationalistischer Politiken

Prof. Dr. Markus Gabriel
(Professor für Erkenntnistheorie, Philosophie der Neuzeit und Gegenwart an der Universität Bonn)
Vortrag: Fiktionen als erlebte Realitäten

Ablauf


Das online-Jugendsymposion bietet zwischen 8:30 und 13:30 Uhr drei Vorträge mit Aussprache an:

8:30-10:00 Uhr
Harald Lesch (Astrophysiker/Naturphilosoph/Wissenschaftsjournalist):
Wissenschaft erleben – Wissenschaft für das Leben

10:30-11:45 Uhr
Christian E. Weißgerber (Philosoph/Autor von »Mein Vaterland! Warum ich Neonazi war«):
Rechtsextremismus als »Erlebniswelt«.
(De-)Radikalisierungsprozesse rassistischer und nationalistischer Politiken

12:15-13:30 Uhr
Kübra Gümüsay (Journalistin/Bloggerin/Netzaktivistin) unter dem Aspekt Diskriminierungen:
Das Erleben von Sprache


Philosophisches Café am Nachmittag

Von 16:00 und 17:30 Uhr
mit dem Philosophen Markus Gabriel
zum Thema Fiktionen als erlebte Realitäten


Anmeldung


Sie oder Ihre Lehrer*innen haben eine E-Mail mit allen Informationen erhalten, wie Sie sich zu dem online-Jugendsymposion anmelden können. Anmeldeschluss ist der 7. Dezember 2020.