23. Kasseler Jugendsymposion »Erleben, konkret«: Unterschied zwischen den Versionen

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''Fotos von links nach rechts: Kübra Gümüşay, Prof. Dr. Harald Lesch, Christian E. Weißgerber, Prof. Dr. Markus Gabriel''
 
''Fotos von links nach rechts: Kübra Gümüşay, Prof. Dr. Harald Lesch, Christian E. Weißgerber, Prof. Dr. Markus Gabriel''

Version vom 11. November 2020, 13:56 Uhr

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findet online statt. Genauere Informationen folgen in Kürze.

Die Maßnahmen im Zusammenhang mit der globalen Bedrohung durch das Corona-Virus brachten gänzlich neue, disparate Erfahrungsfelder mit sich:

Einerseits ging mit ihnen ein bislang ungeahnter Verlust an konkreten Erlebnismöglichkeiten einher, da bislang selbstverständliche soziale Interaktionen plötzlich auf ein Mindestmaß beschränkt waren, Kulturevents – wie auch das Jugendsymposion – abgesagt werden mussten, die Mobilität und der Aktionsradius stark reduziert waren – und all dies durch eine schwer greifbare, dem unmittelbaren Erleben vollständig unzugängliche, die gesamte Menschheit betreffende Bedrohung. Erlebnisse »aus zweiter Hand«, medial vermittelt, sowie abstrakte, auf quantifizierender und statistischer Erfassung basierende Erklärungsmodelle bestimmten das Bewusstsein in seinem Bedürfnis nach Erklärungen und Kohärenz.

Andererseits öffnete der durch den »shutdown« unversehens entstehende Freiraum auch vielfach neue bzw. lang verschüttete Bereiche konkreten Erlebens. Das unmittelbare Nahumfeld wurde oftmals bewusster wahrgenommen: das allmähliche Hervorkommen der Blätter an den Bäumen unmittelbar vor den Fenstern der Stadtwohnung, Gespräche mit den nächsten Nachbarn, die sonst im Getriebe des Alltags kaum gegrüßt worden waren, die Schönheit eines Gedichtes, das zu lesen plötzlich Zeit und Muße vorhanden war, die Beschäftigung mit den grundlegenden, existenziellen Fragen, die sonst immer auf unbestimmte Zeit verschoben worden waren. Auch konnte sich ein neues, konkret empfundenes Gefühl der Verbundenheit mit der gesamten Menschheit einstellen, das sich durch die Anforderung ergab, eine globale Bedrohung gemeinsam zu meistern.

Fast hat es den Anschein, als stelle unsere Zeitsituation die Frage nach dem Erleben zugleich ganz umfassend und ganz konkret. Dem entsprechend wird sich das Jugendsymposion unter dem Titel Erleben, konkret mit verschiedenen aktuellen Facetten dieser Thematik befassen: dem Spannungsfeld zwischen einem wissenschaftlich-evidenzbasierten Weltzugang und dem subjektiven Welterleben, dem oft disparaten, Ambiguitätstoleranz fordernden Erleben unserer gesellschaftlichen Realität, das sich aus der Vielfalt von unterschiedlichen Lebensentwürfen, sexuellen Identitäten, Fähigkeiten, politischen Überzeugungen, gesellschaftlichen Lebensrealitäten, Religionen, Sprachen und Kulturen ergibt, dem zunehmenden Bedürfnis nach unmittelbarer Sinneserfahrung in einer fortwährend vom »information overload« bedrohten, medial geprägten Welt sowie der Herausforderung, in einer immer komplexer werdenden Welt, dem eigenen konkreten Erleben vertrauend, eigene Aufgaben zu entdecken und daraus eine Handlungsorientierung abzuleiten.


Vorträge


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Fotos von links nach rechts: Kübra Gümüşay, Prof. Dr. Harald Lesch, Christian E. Weißgerber, Prof. Dr. Markus Gabriel
(Bildrechte: Weißgerber/Yaşar Ohle · Gabriel/Yana Dehnen)

Kübra Gümüşay
(Journalistin; Bloggerin; Netzaktivistin)
Vortrag zum Erleben von Sprache

Prof. Dr. Harald Lesch
(Astrophysiker; Naturphilosoph; Wissenschaftsjournalist)
Vortrag: Wissenschaft erleben – Wissenschaft für das Leben

Christian E. Weißgerber
(Philosoph; Autor von »Mein Vaterland! Warum ich Neonazi war«)
Vortrag: Rechtsextremismus als »Erlebniswelt«. (De-)Radikalisierungsprozesse rassistischer und nationalistischer Politiken

Prof. Dr. Markus Gabriel
(Professor für Erkenntnistheorie, Philosophie der Neuzeit und Gegenwart an der Universität Bonn)
Vortrag: Fiktionen als erlebte Realitäten