21. Kasseler Jugendsymposion »Vernunft«: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild: Orgel_Martinskirche.jpg|350px|thumb|left|Detail der 2017 fertiggestellten Orgel der Martinskirche in Kassel. Der künstlerische Entwurf von Yngve Holen trans­formiert den Klang der Pfeifen in sichtbare Bewegung, die minimalistisch gestalteten Orgelpfeifen greifen die Architektur des Kirchenbaus auf.                                                                                              Foto: © Musikbüro St. Martin ]]''„Der Kampf der Vernunft besteht darin, dasjenige, was der Verstand fixiert hat, zu überwinden.“'' so bringt Georg Wilhelm Friedrich Hegel die Differenzierung der geistigen Vermögen des Menschen auf den Punkt und greift dabei ein schon Jahrtausende lang in der philosophischen Diskussion stehendes Begriffspaar auf: den '''Verstand''' (ratio) als Denken in diskursiven und folgerichtigen Einzelschritten und die '''Vernunft''' (intellectus) als höhere, Zusammenhang stiftende Erkenntnisstufe.
Foto: © xxxx ]]Empathie – die Fähigkeit, sich in andere Menschen und Welten einzufühlen – ist ein konstituierendes Element unseres Mensch-Seins. In der Verwirklichung von uns selbst als denkendem, empfindendem und handelndem Subjekt begegnen wir anderen Subjekten, können durch diese Begegnung verändert und weiterentwickelt werden. Die Entwicklung der Zivilisationen erhält aus dieser Perspektive eine neue Richtung.
 
  
Vor mehr als 2000 Jahren wurde in Indien mit dem Buddhismus ein Schulungsweg entwickelt, der Achtung und Mitgefühl als grundlegende Stufen auf dem Erkenntnisweg des Menschen begreift.
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Das '''„Zeitalter der Vernunft“''', das 18. Jahrhundert, unterscheidet von dem für diese Epoche paradigmatischen Begriff der Vernunft für ein umfassendes, synthetisches, holistisches geistiges Vermögen des Menschen den Verstand als dessen Befähigung zu zergliederndem, klärendem, analytischem Denken. Dabei wird dem Verstand nicht selten destruktives Potential in Bezug auf die ursprüngliche, prärationale Einheit des Seins unterstellt, wohingegen der Vernunft die vornehme Aufgabe zukommen soll, die durch die Verstandestätigkeit definierte und desintegrierte Welt als Ganzheit höherer Ordnung wieder herzustellen.  
  
Auch in den westlichen Kulturen finden heute diese Mittel zur Weiterentwicklung des individuellen Menschen wie auch der Gesellschaft zunehmend Beachtung. Für den Schweizer Philosophen Peter Bieri sind sie nicht nur Übungsschritte auf dem Weg zur Vervollkommnung, sondern innere Haltungen, Denk- und Verhaltensweisen, die unseren Mitmenschen und uns etwas zutiefst Menschliches verleihen: Würde.  
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Vor diesem geistesgeschichtlichen Hintergrund ist  der heute übliche alltagssprachliche Gebrauch des Wortes '''Vernunft''' als Schwundstufe des aufklärerischen und idealistischen Begriffsverständnisses zu verstehen: Ein verantwortungsbewusstes, rational kohärentes, umsichtiges Vorgehen ist meist diffus gemeint, wenn man ihm attestiert, es sei „vernünftig“. Dabei klingt auch nicht selten die Konnotation der Langweiligkeit mit, des allzu sehr auf Sicherheit und Planbarkeit Bedacht-Seins. Unvernunft impliziert dann im Gegensatz dazu Abenteuerlust und Risikofreude. Oder aber es wird  Vernunft – oftmals im Rahmen eines reduktionistisch-utilitaristischen Weltverständnisses - als Rationalität aufgefasst, der dann die Kreativität und die Entgrenzung durch das Irrationale bzw. ins Spirituelle gegenüber gestellt wird.
  
Dieses Konzept steht gegenwärtig in einem Spannungsverhältnis zur darwinistischen Interpretation der Evolution als »Kampf ums Dasein«, denn seit über einem Jahrhundert akzentuiert die anthropologische Forschung den egoistischen, kämpferischen Aspekt der menschlichen Natur als Evolutionsfaktor. Als der Soziologe und Ökonom Jeremy Rifkin 2009 sein Buch »Die empathische Revolution Wege zu einem globalen Bewusstsein« veröffentlichte, kam dies der Aufforderung gleich, die Geschichte der Menschheit umzuschreiben. Seine These: Zivilisationen entstanden auf der Grundlage von Empathie, nicht von Aggression. Indem sich der Mensch als Ich-bewusstes Subjekt heranbildet und immer komplexere soziale Strukturen aufbaut, entwickelt er Empathie.
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Die diversen drängenden ökologischen Herausforderungen der Gegenwart, aber auch ein Anwachsen regressiver, antirationaler Strömungen in vielen Gesellschaften weltweit – man denke nur an den Hype neonationalistischer Strömungen oder auch das Grassieren von Verschwörungstheorien und irrationalen Welterklärungsmodellen machen jedoch deutlich, dass ein modernes Bewusstsein nicht ohne eine steuernde, zwischen innen und außen, zwischen Aktion und Reflexion, zwischen Sinnlichkeit und Geist vermittelnde Bewusstseinsinstanz der Vernunft auskommen kann.  
  
1996 wurden die sog. Spiegelneuronen entdeckt, durch die wir Gefühle und Gedanken Anderer nicht nur durch logische Überlegungen, sondern durch Simulation in unserem eigenen Gehirn bzw. im Nachvollzug am eigenen Leib erfassen können. Ist Empathie also nicht eine erworbene Kultureigenschaft, sondern ein vererbtes biologisches Merkmal des Menschen? Der Philosoph Wolfgang Welsch sieht in einer von Anfang an reflexiv veranlagten Natur den jahrhundertelang behaupteten Körper-Geist-Dualismus als überwunden an.
 
  
Für Rifkin birgt die Empathiefähigkeit des Individuums wie auch der Menschheit als Ganzes die Möglichkeit schrittweise ein globales, bio-sphärisches, auch unsere Erde als Planeten einbeziehendes Bewusstsein zu entwickeln. Darin läge eine kaum zu überschätzende zukunftsgestaltende Kraft, die auch politische Dimensionen in sich trägt: »Empathie ist der Boden, auf dem demokratische Verhältnisse wachsen und gedeihen können. Je empathischer eine Gesellschaft, umso demokratischer ihr Wertesystem und ihre staatlichen Institutionen; je weniger empathisch, umso totalitärer ihr Wertesystem und ihre staatlichen Institutionen« (Rifkin, 2009).  
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Das 21. Kasseler Jugendsymposion beginnt am Donnerstag, den 15. Dezember, um 17.15 Uhr, und endet am Sonntag, den 19. Dezember 2019, mit dem Abschlussplenum um 16.15 Uhr. Veranstaltungsorte sind das Haus der Kirche (Wilhelmshöher Allee 330), die Räume des Lehrerseminars für Waldorfpädagogik Kassel (Brabanter Straße) und der FWS Kassel (Hunrodstraße 17). Außerdem werden wir für ein Orgelkonzert die Martinskirche besuchen. Die Ver­anstaltungsorte sind bequem zu Fuß oder mit der Straßenbahn zu erreichen.
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Die verschiedenen Veranstaltungsorte sind bequem zu Fuß oder mit der Straßenbahn zu erreichen.
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''Fotos von links nach rechts: <br>Rita Schumacher · Dr. Nathalie Weidenfeld (Foto: Diane von Schoen) · Diana Kinnert (Foto: Paula Winkler) · <br>Prof. Dr. Silke Ruth Laskowski · PD Dr. Karl Hepfer · Dr. Eva Schulz-Jander''
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<br>(Literaturwissenschaftlerin und Autorin, ihr aktuelles Buch [zus.
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mit Julian Nida-Rümelin] handelt vom digitalen Humanismus)
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<br>Vortrag: Good Robot – Bad Robot – von (pop-)kulturellen
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Ängsten, Obsessionen und Utopien des digitalen Zeitalters
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<br>(Unternehmerin und Autorin: »Für die Zukunft seh’ ich schwarz«)
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'''Prof. Dr. Silke Ruth Laskowski''' (angefragt)
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<br>(Professorin an der Universität Kassel, Fachgebiete Öffentl. Recht,  
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Völkerrecht und Europarecht mit Schwerpunkt Umweltrecht)
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<br>Vortrag: Paritätisches Wahlrecht ist das vernünftige Wahlrecht
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'''PD Dr. Karl Hepfer'''
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<br>(Professor der Philosophie an der Universität Erfurt, Schwerpunkte:
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Prakt. Philosophie, Erkenntnistheorie u. Geschichte der Philosophie)
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<br>Vortrag: Verschwörungstheorien
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christlich-jüdischen Gesellschaft)
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biografie
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=== Konzert in der Martinskirche ===
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Am Freitagabend werden wir zu Gast in der Martinskirche sein und Gelegenheit haben, eine der aufwendigsten und größten Kirchenorgeln der Gegenwart zu erleben. Kantor Eckhard Manz wird ein Konzert mit Stücken von Bach und Messiaen geben und in die jeweiligen Werke einführen.
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<br>Musik von Bach verstehen
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<br>Leiblichkeit in der Philosophie
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<br>Fechttraining
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<br>Singen – Musical
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<br>Perspektivität: Vernunft in der Renaissance
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<br>Gehirn und Vernunft
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<br>Eurythmie und wie setze ich meine Vorhaben um
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<br>Hört beim Geld die Vernunft auf?
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<br>Spieltheorie
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<br>Journalistisches Schreiben
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<br>Neurolinguistische Programmierung
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<br>Verschwörungstheorien
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<br>Die französischen Existenzialisten
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<br>Außenpolitische Analyseansätze
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<br>Vernünftiges individuelles Handeln
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<br>Quantentheorie und Vernunft
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<br>Mathematische Grenzprozesse
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<br>Erlebnispädagogik
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=== Bewerbung und Anmeldung ===
  
 
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Hier erhalten Sie alle Informationen zum '''[[Bewerbungsverfahren]]'''.
  
=== Ort · Zeit ===
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Bitte lesen Sie sich das Bewerbungsverfahren durch. Die Online-Anmeldung erfolgt über folgende Webseite: www.lehrerseminar-forschung.de [https://anmeldung.lehrerseminar-forschung.de/de/formular/1e5468fd8a23a8892ad5ab32b9163286d8c7d1f3 | '''Anmeldung'''] 
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'''Anmeldeschluss''' für das 21. Kasseler Jugendsymposion »Vernunft« ist der '''8. November 2019'''.
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==== Essaythemen ====
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'''Thema 1:'''
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''»Man spricht viel von Aufklärung, und wünscht mehr Licht. Mein Gott, was hilft aber alles Licht, wenn die Leute entweder keine Augen haben, oder die, die sie haben, vorsätzlich verschließen.«'' – Georg Christoph Lichtenbergs Diagnose des 18. Jahrhunderts, dass Vernunft und triftige Argumentation nicht per se überzeugen, erhält angesichts des aktuellen Hypes irrational-ideologischer Welterklärungsmodelle neue Aktualität. Kann Vernunft überzeugen, ohne sich selbst populistischer Mittel zu bedienen?
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'''Thema 2:'''
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''»Mensch: ein vernunftbegabtes Wesen, das immer dann die Ruhe verliert, wenn von ihm verlangt wird, dass es nach Vernunftgesetzen handeln soll.«'' (Oscar Wilde) – Zu welchen inneren Dialogen und Weltbezügen fordern uns vernünftige Einsichten heraus?
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'''Thema 3:'''
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''»Vernünftiges Handeln bedeute, dass der Mensch sich durch Gedanken und Begriffe leiten läßt, und daher stets überlegt und besonnen zu Werke geht. (...) Keineswegs aber implicirt diese Rechtschaffenheit und Menschenliebe. Vielmehr kann man höchst vernünftig, also überlegt, besonnen, konsequent, planvoll und methodisch zu Werke gehen, dabei aber doch die eigennützigsten, ungerechtesten, sogar ruchlosesten Maximen befolgen.«'' (Arthur Schopenhauer) – Ist vernünftiges Handeln ohne Menschenliebe und Moral möglich? Gehen Sie bei ihren Ausführungen immer von eigenen Erlebnissen und der Selbstbeobachtung aus.
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Das vollständig ausgefüllte Deckblatt zum Essay mit '''Schulstempel''' und '''Unterschrift''' von Ihrem Kontaktlehrer und ggf. von einem '''Erziehungsberechtigten'''! (Unterschriften und Stempel entfallen für Schulabsolventen). '''[http://wiki.jugendsymposion.de/images/05_JuSy_Deckblatt_zum_Essay.pdf Download Deckblatt]'''
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Das ausgefüllte Deckblatt zum Essay und Ihren Essay selber senden Sie bitte gemeinsam an folgende Adresse:
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:::::::KASSELER JUGENDSYMPOSION
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:::::::Brabanter Straße 30
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:::::::34131 Kassel
  
Das 10. Kasseler Jugendsymposion findet vom '''19. bis 22. Juni 2014''' statt.
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'''Die Frist für die Einsendung der Essays endet am 15. November 2019'''.
  
Es beginnt am Donnerstag, den 19. Juni, um 17.15 Uhr, und endet am Sonntag, den 22. Juni 2014, mit dem Abschlussplenum um 16.15 Uhr. Veranstaltungsorte sind das Haus der Kirche (Wilhelmshöher Allee 330), die Räume des Lehrerseminars für Waldorfpädagogik Kassel (Brabanter Straße) und der FWS Kassel (Hunrodstraße 17). Die verschiedenen Veranstaltungsorte sind bequem zu Fuß oder mit der Straßenbahn zu erreichen.
 
  
[[Veranstaltungsorte des 10. Kasseler Jugendsymposions]]
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=== Veranstaltungsüberlick ===
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[[Bild:21_Veranstaltungsueberblick_Okt.jpg|720px]]
  
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=== Informationen ===
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=== Plenarvorträge und Lesung ===
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[http://wiki.jugendsymposion.de/images/JuSy21_Vernunft_l.pdf Flyer zum 21. Jugendsymposion]

Version vom 11. Oktober 2019, 14:15 Uhr

15. bis 19. Dezember 2019

Detail der 2017 fertiggestellten Orgel der Martinskirche in Kassel. Der künstlerische Entwurf von Yngve Holen trans­formiert den Klang der Pfeifen in sichtbare Bewegung, die minimalistisch gestalteten Orgelpfeifen greifen die Architektur des Kirchenbaus auf. Foto: © Musikbüro St. Martin

„Der Kampf der Vernunft besteht darin, dasjenige, was der Verstand fixiert hat, zu überwinden.“ – so bringt Georg Wilhelm Friedrich Hegel die Differenzierung der geistigen Vermögen des Menschen auf den Punkt und greift dabei ein schon Jahrtausende lang in der philosophischen Diskussion stehendes Begriffspaar auf: den Verstand (ratio) als Denken in diskursiven und folgerichtigen Einzelschritten und die Vernunft (intellectus) als höhere, Zusammenhang stiftende Erkenntnisstufe.

Das „Zeitalter der Vernunft“, das 18. Jahrhundert, unterscheidet von dem für diese Epoche paradigmatischen Begriff der Vernunft für ein umfassendes, synthetisches, holistisches geistiges Vermögen des Menschen den Verstand als dessen Befähigung zu zergliederndem, klärendem, analytischem Denken. Dabei wird dem Verstand nicht selten destruktives Potential in Bezug auf die ursprüngliche, prärationale Einheit des Seins unterstellt, wohingegen der Vernunft die vornehme Aufgabe zukommen soll, die durch die Verstandestätigkeit definierte und desintegrierte Welt als Ganzheit höherer Ordnung wieder herzustellen.

Vor diesem geistesgeschichtlichen Hintergrund ist der heute übliche alltagssprachliche Gebrauch des Wortes Vernunft als Schwundstufe des aufklärerischen und idealistischen Begriffsverständnisses zu verstehen: Ein verantwortungsbewusstes, rational kohärentes, umsichtiges Vorgehen ist meist diffus gemeint, wenn man ihm attestiert, es sei „vernünftig“. Dabei klingt auch nicht selten die Konnotation der Langweiligkeit mit, des allzu sehr auf Sicherheit und Planbarkeit Bedacht-Seins. Unvernunft impliziert dann im Gegensatz dazu Abenteuerlust und Risikofreude. Oder aber es wird Vernunft – oftmals im Rahmen eines reduktionistisch-utilitaristischen Weltverständnisses - als Rationalität aufgefasst, der dann die Kreativität und die Entgrenzung durch das Irrationale bzw. ins Spirituelle gegenüber gestellt wird.

Die diversen drängenden ökologischen Herausforderungen der Gegenwart, aber auch ein Anwachsen regressiver, antirationaler Strömungen in vielen Gesellschaften weltweit – man denke nur an den Hype neonationalistischer Strömungen oder auch das Grassieren von Verschwörungstheorien und irrationalen Welterklärungsmodellen – machen jedoch deutlich, dass ein modernes Bewusstsein nicht ohne eine steuernde, zwischen innen und außen, zwischen Aktion und Reflexion, zwischen Sinnlichkeit und Geist vermittelnde Bewusstseinsinstanz der Vernunft auskommen kann.


Ort · Zeit


Das 21. Kasseler Jugendsymposion beginnt am Donnerstag, den 15. Dezember, um 17.15 Uhr, und endet am Sonntag, den 19. Dezember 2019, mit dem Abschlussplenum um 16.15 Uhr. Veranstaltungsorte sind das Haus der Kirche (Wilhelmshöher Allee 330), die Räume des Lehrerseminars für Waldorfpädagogik Kassel (Brabanter Straße) und der FWS Kassel (Hunrodstraße 17). Außerdem werden wir für ein Orgelkonzert die Martinskirche besuchen. Die Ver­anstaltungsorte sind bequem zu Fuß oder mit der Straßenbahn zu erreichen. Die verschiedenen Veranstaltungsorte sind bequem zu Fuß oder mit der Straßenbahn zu erreichen.

Veranstaltungsorte des 21. Kasseler Jugendsymposions (Link folgt in Kürze)


Plenarvorträge


JuSy21 Rednerinnen.jpg

Fotos von links nach rechts:
Rita Schumacher · Dr. Nathalie Weidenfeld (Foto: Diane von Schoen) · Diana Kinnert (Foto: Paula Winkler) ·
Prof. Dr. Silke Ruth Laskowski · PD Dr. Karl Hepfer · Dr. Eva Schulz-Jander


Rita Schumacher
(Lehrerseminar Kassel, Dozentin für Deutsch und Geschichte)
Vortrag: Verstand und Vernunft

Dr. Nathalie Weidenfeld
(Literaturwissenschaftlerin und Autorin, ihr aktuelles Buch [zus. mit Julian Nida-Rümelin] handelt vom digitalen Humanismus)
Vortrag: Good Robot – Bad Robot – von (pop-)kulturellen Ängsten, Obsessionen und Utopien des digitalen Zeitalters

Diana Kinnert
(Unternehmerin und Autorin: »Für die Zukunft seh’ ich schwarz«)
Vortrag: Die Vernunft des Parteiensystems

Prof. Dr. Silke Ruth Laskowski (angefragt)
(Professorin an der Universität Kassel, Fachgebiete Öffentl. Recht, Völkerrecht und Europarecht mit Schwerpunkt Umweltrecht)
Vortrag: Paritätisches Wahlrecht ist das vernünftige Wahlrecht

PD Dr. Karl Hepfer
(Professor der Philosophie an der Universität Erfurt, Schwerpunkte: Prakt. Philosophie, Erkenntnistheorie u. Geschichte der Philosophie)
Vortrag: Verschwörungstheorien

Dr. Eva Schulz-Jander
(Präsidentin a. D. des deutschen Koordinierungsrates der christlich-jüdischen Gesellschaft)
Vortrag: Weibliche Vernunft im Aufbruch: eine Nachkriegs- biografie

Konzert in der Martinskirche


Am Freitagabend werden wir zu Gast in der Martinskirche sein und Gelegenheit haben, eine der aufwendigsten und größten Kirchenorgeln der Gegenwart zu erleben. Kantor Eckhard Manz wird ein Konzert mit Stücken von Bach und Messiaen geben und in die jeweiligen Werke einführen.


Geplante Seminare und Trainings


Etikette-Training
Umweltbilanz von Kleiderstoffen
Medizinethik: Organspende
Designideen – Upcycling
Musik von Bach verstehen
Leiblichkeit in der Philosophie
Fechttraining
Singen – Musical
Perspektivität: Vernunft in der Renaissance
Gehirn und Vernunft
Eurythmie und wie setze ich meine Vorhaben um
Hört beim Geld die Vernunft auf?
Spieltheorie
Journalistisches Schreiben
Neurolinguistische Programmierung
Verschwörungstheorien
Die französischen Existenzialisten
Außenpolitische Analyseansätze
Vernünftiges individuelles Handeln
Quantentheorie und Vernunft
Mathematische Grenzprozesse
Erlebnispädagogik
Trommeln


Bewerbung und Anmeldung


Hier erhalten Sie alle Informationen zum Bewerbungsverfahren.

Bitte lesen Sie sich das Bewerbungsverfahren durch. Die Online-Anmeldung erfolgt über folgende Webseite: www.lehrerseminar-forschung.de | Anmeldung

Anmeldeschluss für das 21. Kasseler Jugendsymposion »Vernunft« ist der 8. November 2019.

Essaythemen


Thema 1:

»Man spricht viel von Aufklärung, und wünscht mehr Licht. Mein Gott, was hilft aber alles Licht, wenn die Leute entweder keine Augen haben, oder die, die sie haben, vorsätzlich verschließen.« – Georg Christoph Lichtenbergs Diagnose des 18. Jahrhunderts, dass Vernunft und triftige Argumentation nicht per se überzeugen, erhält angesichts des aktuellen Hypes irrational-ideologischer Welterklärungsmodelle neue Aktualität. Kann Vernunft überzeugen, ohne sich selbst populistischer Mittel zu bedienen?


Thema 2:

»Mensch: ein vernunftbegabtes Wesen, das immer dann die Ruhe verliert, wenn von ihm verlangt wird, dass es nach Vernunftgesetzen handeln soll.« (Oscar Wilde) – Zu welchen inneren Dialogen und Weltbezügen fordern uns vernünftige Einsichten heraus?


Thema 3:

»Vernünftiges Handeln bedeute, dass der Mensch sich durch Gedanken und Begriffe leiten läßt, und daher stets überlegt und besonnen zu Werke geht. (...) Keineswegs aber implicirt diese Rechtschaffenheit und Menschenliebe. Vielmehr kann man höchst vernünftig, also überlegt, besonnen, konsequent, planvoll und methodisch zu Werke gehen, dabei aber doch die eigennützigsten, ungerechtesten, sogar ruchlosesten Maximen befolgen.« (Arthur Schopenhauer) – Ist vernünftiges Handeln ohne Menschenliebe und Moral möglich? Gehen Sie bei ihren Ausführungen immer von eigenen Erlebnissen und der Selbstbeobachtung aus.


Das vollständig ausgefüllte Deckblatt zum Essay mit Schulstempel und Unterschrift von Ihrem Kontaktlehrer und ggf. von einem Erziehungsberechtigten! (Unterschriften und Stempel entfallen für Schulabsolventen). Download Deckblatt

Das ausgefüllte Deckblatt zum Essay und Ihren Essay selber senden Sie bitte gemeinsam an folgende Adresse:

KASSELER JUGENDSYMPOSION
Brabanter Straße 30
34131 Kassel

Die Frist für die Einsendung der Essays endet am 15. November 2019.


Veranstaltungsüberlick

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Informationen


Flyer zum 21. Jugendsymposion