21. Kasseler Jugendsymposion »Vernunft«: Unterschied zwischen den Versionen

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Foto: © xxxx ]]Empathie – die Fähigkeit, sich in andere Menschen und Welten einzufühlen – ist ein konstituierendes Element unseres Mensch-Seins. In der Verwirklichung von uns selbst als denkendem, empfindendem und handelndem Subjekt begegnen wir anderen Subjekten, können durch diese Begegnung verändert und weiterentwickelt werden. Die Entwicklung der Zivilisationen erhält aus dieser Perspektive eine neue Richtung.
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Foto: © xxxx ]]„Der Kampf der Vernunft besteht darin, dasjenige, was der Verstand fixiert hat, zu überwinden.“ so bringt Georg Wilhelm Friedrich Hegel die Differenzierung der geistigen Vermögen des Menschen auf den Punkt und greift dabei ein schon Jahrtausende lang in der philosophischen Diskussion stehendes Begriffspaar auf: den Verstand (ratio) als Denken in diskursiven und folgerichtigen Einzelschritten und die Vernunft (intellectus) als höhere, Zusammenhang stiftende Erkenntnisstufe.
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Das „Zeitalter der Vernunft“, das 18. Jahrhundert, unterscheidet von dem für diese Epoche paradigmatischen Begriff der Vernunft für ein umfassendes, synthetisches, holistisches geistiges Vermögen des Menschen den Verstand als dessen Befähigung zu zergliederndem, klärendem, analytischem Denken. Dabei wird dem Verstand nicht selten destruktives Potential in Bezug auf die ursprüngliche, prärationale Einheit des Seins unterstellt, wohingegen der Vernunft die vornehme Aufgabe zukommen soll, die durch die Verstandestätigkeit definierte und  desintegrierte Welt als Ganzheit höherer Ordnung wieder herzustellen.
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Vor diesem geistesgeschichtlichen Hintergrund ist  der heute übliche alltagssprachliche Gebrauch des Wortes Vernunft als Schwundstufe des aufklärerischen und idealistischen Begriffsverständnisses zu verstehen: Ein verantwortungsbewusstes, rational kohärentes, umsichtiges Vorgehen ist meist diffus gemeint, wenn man ihm attestiert, es sei „vernünftig“. Dabei klingt auch nicht selten die Konnotation der Langweiligkeit mit, des allzu sehr auf Sicherheit und Planbarkeit Bedacht-Seins. Unvernunft impliziert dann im Gegensatz dazu Abenteuerlust und Risikofreude. Oder aber es wird  Vernunft – oftmals im Rahmen eines reduktionistisch-utilitaristischen Weltverständnisses - als Rationalität aufgefasst, der dann die Kreativität und die Entgrenzung durch das Irrationale bzw. ins Spirituelle gegenüber gestellt wird.
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Die diversen drängenden ökologischen Herausforderungen der Gegenwart, aber auch ein Anwachsen regressiver, antirationaler Strömungen in vielen Gesellschaften weltweit – man denke nur an den Hype neonationalistischer Strömungen oder auch das Grassieren von Verschwörungstheorien und irrationalen Welterklärungsmodellen – machen jedoch deutlich, dass ein modernes Bewusstsein nicht ohne eine steuernde, zwischen innen und außen, zwischen Aktion und Reflexion, zwischen Sinnlichkeit und Geist vermittelnde Bewusstseinsinstanz der Vernunft auskommen kann.  
  
Vor mehr als 2000 Jahren wurde in Indien mit dem Buddhismus ein Schulungsweg entwickelt, der Achtung und Mitgefühl als grundlegende Stufen auf dem Erkenntnisweg des Menschen begreift. 
 
 
Auch in den westlichen Kulturen finden heute diese Mittel zur Weiterentwicklung des individuellen Menschen wie auch der Gesellschaft zunehmend Beachtung. Für den Schweizer Philosophen Peter Bieri sind sie nicht nur Übungsschritte auf dem Weg zur Vervollkommnung, sondern innere Haltungen, Denk- und Verhaltensweisen, die unseren Mitmenschen und uns etwas zutiefst Menschliches verleihen: Würde.
 
 
Dieses Konzept steht gegenwärtig in einem Spannungsverhältnis zur darwinistischen Interpretation der Evolution als »Kampf ums Dasein«, denn seit über einem Jahrhundert akzentuiert die anthropologische Forschung den egoistischen, kämpferischen Aspekt der menschlichen Natur als Evolutionsfaktor. Als der Soziologe und Ökonom Jeremy Rifkin 2009 sein Buch »Die empathische Revolution – Wege zu einem globalen Bewusstsein« veröffentlichte, kam dies der Aufforderung gleich, die Geschichte der Menschheit umzuschreiben. Seine These: Zivilisationen entstanden auf der Grundlage von Empathie, nicht von Aggression. Indem sich der Mensch als Ich-bewusstes Subjekt heranbildet und immer komplexere soziale Strukturen aufbaut, entwickelt er Empathie.
 
 
1996 wurden die sog. Spiegelneuronen entdeckt, durch die wir Gefühle und Gedanken Anderer nicht nur durch logische Überlegungen, sondern durch Simulation in unserem eigenen Gehirn bzw. im Nachvollzug am eigenen Leib erfassen können. Ist Empathie also nicht eine erworbene Kultureigenschaft, sondern ein vererbtes biologisches Merkmal des Menschen? Der Philosoph Wolfgang Welsch sieht in einer von Anfang an reflexiv veranlagten Natur den jahrhundertelang behaupteten Körper-Geist-Dualismus als überwunden an.
 
 
Für Rifkin birgt die Empathiefähigkeit des Individuums wie auch der Menschheit als Ganzes die Möglichkeit schrittweise ein globales, bio-sphärisches, auch unsere Erde als Planeten einbeziehendes Bewusstsein zu entwickeln. Darin läge eine kaum zu überschätzende zukunftsgestaltende Kraft, die auch politische Dimensionen in sich trägt: »Empathie ist der Boden, auf dem demokratische Verhältnisse wachsen und gedeihen können. Je empathischer eine Gesellschaft, umso demokratischer ihr Wertesystem und ihre staatlichen Institutionen; je weniger empathisch, umso totalitärer ihr Wertesystem und ihre staatlichen Institutionen« (Rifkin, 2009).
 
  
  
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Das 10. Kasseler Jugendsymposion findet vom '''19. bis 22. Juni 2014''' statt.
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Das 21. Kasseler Jugendsymposion findet vom '''15. bis 19. Dezember 2019''' statt.
  
Es beginnt am Donnerstag, den 19. Juni, um 17.15 Uhr, und endet am Sonntag, den 22. Juni 2014, mit dem Abschlussplenum um 16.15 Uhr. Veranstaltungsorte sind das Haus der Kirche (Wilhelmshöher Allee 330), die Räume des Lehrerseminars für Waldorfpädagogik Kassel (Brabanter Straße) und der FWS Kassel (Hunrodstraße 17). Die verschiedenen Veranstaltungsorte sind bequem zu Fuß oder mit der Straßenbahn zu erreichen.
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Es beginnt am Donnerstag, den 15. Dezember, um 17.15 Uhr, und endet am Sonntag, den 19. Dezember 2019, mit dem Abschlussplenum um 16.15 Uhr. Veranstaltungsorte sind das Haus der Kirche (Wilhelmshöher Allee 330), die Räume des Lehrerseminars für Waldorfpädagogik Kassel (Brabanter Straße) und der FWS Kassel (Hunrodstraße 17). Die verschiedenen Veranstaltungsorte sind bequem zu Fuß oder mit der Straßenbahn zu erreichen.
  
[[Veranstaltungsorte des 10. Kasseler Jugendsymposions]]
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Veranstaltungsorte des 21. Kasseler Jugendsymposions (Link folgt in Kürze)
  
  
=== Plenarvorträge und Lesung ===
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=== Plenarvorträge ===

Version vom 11. Oktober 2019, 10:04 Uhr

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Bildunterschrift. Foto: © xxxx

„Der Kampf der Vernunft besteht darin, dasjenige, was der Verstand fixiert hat, zu überwinden.“ – so bringt Georg Wilhelm Friedrich Hegel die Differenzierung der geistigen Vermögen des Menschen auf den Punkt und greift dabei ein schon Jahrtausende lang in der philosophischen Diskussion stehendes Begriffspaar auf: den Verstand (ratio) als Denken in diskursiven und folgerichtigen Einzelschritten und die Vernunft (intellectus) als höhere, Zusammenhang stiftende Erkenntnisstufe.

Das „Zeitalter der Vernunft“, das 18. Jahrhundert, unterscheidet von dem für diese Epoche paradigmatischen Begriff der Vernunft für ein umfassendes, synthetisches, holistisches geistiges Vermögen des Menschen den Verstand als dessen Befähigung zu zergliederndem, klärendem, analytischem Denken. Dabei wird dem Verstand nicht selten destruktives Potential in Bezug auf die ursprüngliche, prärationale Einheit des Seins unterstellt, wohingegen der Vernunft die vornehme Aufgabe zukommen soll, die durch die Verstandestätigkeit definierte und desintegrierte Welt als Ganzheit höherer Ordnung wieder herzustellen. Vor diesem geistesgeschichtlichen Hintergrund ist der heute übliche alltagssprachliche Gebrauch des Wortes Vernunft als Schwundstufe des aufklärerischen und idealistischen Begriffsverständnisses zu verstehen: Ein verantwortungsbewusstes, rational kohärentes, umsichtiges Vorgehen ist meist diffus gemeint, wenn man ihm attestiert, es sei „vernünftig“. Dabei klingt auch nicht selten die Konnotation der Langweiligkeit mit, des allzu sehr auf Sicherheit und Planbarkeit Bedacht-Seins. Unvernunft impliziert dann im Gegensatz dazu Abenteuerlust und Risikofreude. Oder aber es wird Vernunft – oftmals im Rahmen eines reduktionistisch-utilitaristischen Weltverständnisses - als Rationalität aufgefasst, der dann die Kreativität und die Entgrenzung durch das Irrationale bzw. ins Spirituelle gegenüber gestellt wird. Die diversen drängenden ökologischen Herausforderungen der Gegenwart, aber auch ein Anwachsen regressiver, antirationaler Strömungen in vielen Gesellschaften weltweit – man denke nur an den Hype neonationalistischer Strömungen oder auch das Grassieren von Verschwörungstheorien und irrationalen Welterklärungsmodellen – machen jedoch deutlich, dass ein modernes Bewusstsein nicht ohne eine steuernde, zwischen innen und außen, zwischen Aktion und Reflexion, zwischen Sinnlichkeit und Geist vermittelnde Bewusstseinsinstanz der Vernunft auskommen kann.




Ort · Zeit

Das 21. Kasseler Jugendsymposion findet vom 15. bis 19. Dezember 2019 statt.

Es beginnt am Donnerstag, den 15. Dezember, um 17.15 Uhr, und endet am Sonntag, den 19. Dezember 2019, mit dem Abschlussplenum um 16.15 Uhr. Veranstaltungsorte sind das Haus der Kirche (Wilhelmshöher Allee 330), die Räume des Lehrerseminars für Waldorfpädagogik Kassel (Brabanter Straße) und der FWS Kassel (Hunrodstraße 17). Die verschiedenen Veranstaltungsorte sind bequem zu Fuß oder mit der Straßenbahn zu erreichen.

Veranstaltungsorte des 21. Kasseler Jugendsymposions (Link folgt in Kürze)


Plenarvorträge