20. Kasseler Jugendsymposion »Verantwortung«: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 6. März 2019, 11:23 Uhr

War »Verantwortung« im ursprünglichen Wortsinn als verteidigende »Antwort« auf eine Anklage in einem Rechtsstreit zu verstehen, so wurde sie spätestens seit der Aufklärung überwiegend als verbindliche sittliche Norm und zunehmend auch als spontane Leistung einer persönlichen Gewissensinstanz aufgefasst und stellte damit kollektive und individuelle Bedeutungsaspekte einander gegenüber.

Ein zeitgemäßer Begriff von Verantwortung muss vielen Ebenen gerecht werden. Er muss Orientierungsmöglichkeiten eröffnen für die immer drängenderen wissenschaftlich-technologischen, gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der Gegenwart. Der Ruf nach Verantwortung ist ein allgegenwärtiges Element der Zivilgesellschaft. Sie impliziert, dass die Verantwortung für den inneren und äußeren Frieden, für die Biosphäre, für die Ausrichtung der Gesellschaft, für einen maßvollen Umgang mit unseren Ressourcen, für die Notleidenden auf dieser Welt – die Aufzählung ließe sich weiter fortführen – nicht nur Institutionen bzw. dem Staat überlassen werden kann, sondern alle individuell angeht.

Verantwortung kann sich nie nur in theoretischer Einsicht erschöpfen, sie schließt immer Handlungskonsequenzen ein bzw. erhält ihre Herausforderungen überhaupt aus konkreten Handlungsoptionen. So stellen die Möglichkeiten der modernen Medizin, etwa was die Verschiebung der Grenzen des Lebens, Geburt und Tod, betrifft, erhebliche Anforderungen an die Verantwortung von Medizinern, Betroffenen und Angehörigen. Und weltweite Echtzeitberichterstattung in einer globalen Kommunikationsgesellschaft macht eine Auseinandersetzung mit journalistischer Verantwortung unabdingbar. Damit einher geht die Verantwortung für die Sprache und die Bilder, durch die wirksam öffentliche Meinung gebildet wird.

Verantwortung steht immer im Spannungsfeld von rechtlichen, normativen oder historischen Verbindlichkeiten einerseits und einer nur dem eigenen Selbst in der konkreten Situation verpflichteten Ethik andererseits. Sie ist ein zeit- und raumübergreifendes Vermögen des Menschen, mit seiner Mitwelt eine nachhaltige Beziehung einzugehen.