15. Kasseler Jugendsymposion »Identität«

Aus Jugendsymposion
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Bild: Richard Clarkson · Identity. Photo Series: Digital to physical remapping. www.richardclarkson.com




8. bis 11. Dezember 2016

Das Ich ist, womit es sich verbindet und indem es sich von dem unterscheidet, was es nicht ist.

Identifikation und Abgrenzung schaffen Identität und Fremdheit. Kollektive Identitätskonzepte geben dabei vor, dem Selbst einen eindeutigen Bezugsrahmen zu bieten: Wenn ich Idealistin bin, kann ich nicht Materialist sein, wenn ich Muslim bin keine Christin, als Japanerin kein Italiener, als Mann keine Frau, als Mensch unterscheide ich mich vom Tier und der Pflanzenwelt. Doch die Herausforderungen der Gegenwart stellen die Grenzen der Identität permanent in Frage und erzeugen vielschichtige, frei gewählte, offene Identitäten. So kann ich zugleich Türkin und Deutsche sein und muss dabei stets aufs Neue verhandeln, was unter diesen Identitäten überhaupt zu verstehen ist. Ich kann mich überdies als Europäer verstehen und bewege mich zugleich als Weltbürger selbstverständlich unter meinesgleichen über den Globus.

Auch unsere geschlechtliche Identität gestaltet sich zunehmend fließend und übergänglich und bleibt nicht auf die Alternative zweier biologisch determinierter Geschlechter begrenzt.

Sogar unsere leibliche Identität als Mensch erweist sich als prekär:

»Wir werden niemals völlig in unserem Leib zur Ruhe kommen, als wären wir Eigentümer unser selbst, doch es kann sehr wohl sein, dass es gerade diese Unruhe ist, die uns lebendig macht.« (Bernhard Waldenfels)

Wie es ist, ein Ich zu sein gegenüber dem, eine Identität zu haben? – In einer philosophischen Selbstreflexion darüber tritt eine Besonderheit auf: Indem ich über mich nachdenke, ist mein Ich von mir tätig hervorgebracht und doch stehe ich selbstabständig zu ihm. Ich nehme meine eigene Selbstsetzung – mein „ich bin“ – in den Blick. Mein Sein und mein Denken fallen zusammen. Das Erlebnis meiner Individualität geht aus diesem Wechselbezug lebensvoll hervor. Ist es dieses Ereignis, das mich wesentlich als Person, als jemand und nicht als etwas, ausmacht? Wie verhalten sich dazu die vielen Begebenheiten, in die ich subjektiv einfach gestellt bin? Aus welchen Bildungserfahrungen kann ich ein starkes Identitätskonzept entwickeln?

Die Frage nach der eigenen Identität hat ihre Innen- und Außenseite. Beide Seiten sollen während des Symposions thematisiert und diskutiert werden.


Vorträge

Donnerstag, 8.12.2016, 17.45 - 19.15 Uhr

Prof. Dr. Harald Schwaetzer
Professor für Philosophie an der Cusanus Hochschule; Vizepräsident der Cusanus Hochschule;
Thema: Wie ist es ein »Ich« zu sein?


Freitag, 9.12.2016, 16.15 - 17.45 Uhr

Lamya Kaddor
Islamwissenschaftlerin, Religionspädagogin, Autorin
Vortrag: Endlich deutsch und muslimisch? Herausforderungen multikultureller Identitätsbildung.


Samstag, 10.12.2016, 9.00 - 10.30 Uhr

Prof. Dr. Ulrike Guérot
Professorin für Europapolitik u. Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems; Politikwissenschaftlerin und Publizistin
Vortrag: Identitätsfindung in einem Europa der Vielfalt. Warum Europa eine Republik werden muss.


16.15 - 17.45 Uhr

Dr. phil. Katinka Schweizer
Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
Thema: Transidentität


Sonntag, 11.12.2016, 9.00 - 10.30 Uhr

Constanza Kaliks
Leiterin der Jugendsektion am Goetheanum
Thema: Wie bildet Denkerfahrung Identität



Bewerbungs- und Anmeldeverfahren zur Teilnahme am Kasseler Jugendsymposion


Teilnehmerprofil:

Sie interessieren sich für die Teilnahme an den KASSELER JUGENDSYMPOSIEN und wollen sich bewerben?! Dafür möchten wir kurz zusammenfassen, durch welches Profil sich unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer auszeichnen:

  • Gesellschaftliches, politisches, soziales Engagement
  • Interesse an wissenschaftlichen und philosophischen Grundsatzfragen
  • Wache Wahrnehmung aktueller Fragen
  • Bereitschaft, die Arbeitsergebnisse auch in adäquater Weise zu veröffentlichen (Referate, Essays, Beiträge zu wissenschaftlichen oder politischen Diskussionen)
  • Freude an gemeinsamer geistiger Arbeit und am – auch streitbaren – wissenschaftlichen Austausch
  • Den eigenen Anspruch entdecken und danach leben zu wollen
  • In der Regel mindestens 17 Jahre alt, Besuch der Klasse 11 oder höher.

Erstbewerber:

Wenn Sie am Jugendsymposion teilnehmen wollen, wenden Sie sich bitte zuerst an eine Kontaktlehrerin bzw. einen Kontaktlehrer oder an die Oberstufenkonferenz an Ihrer Schule, die mit Ihnen Ihre Bewerbung bespricht. Wurde Ihnen eine Empfehlung ausgesprochen, müssen folgende Unterlagen vorgelegt werden:

1. Die Online-Anmeldung, die über folgende Webseite erfolgt: Online-Anmeldung.
Bitte melden Sie sich bis zum 11. November 2016 an.

2. Ein Motivationsschreiben (Lebenslauf, außerschulische Ausbildungen oder Interessen (z. B. sportliches, soziales, forschendes, politisches Engagement und Begründung Ihrer Bewerbung)

3. Ein von Ihnen verfasstes mehrseitiges Essay zu einem von uns vorgegebenen Thema (s.u.)

4. Das vollständig ausgefüllte Deckblatt zum Essay mit Schulstempel und Unterschrift von Ihrem Kontaktlehrer und ggf. von einem Erziehungsberechtigten! (Unterschriften und Stempel entfallen für Schulabsolventen). (Download Deckblatt)

5. Das ausgefüllte Deckblatt zum Essay, das Motivationsschreiben und Ihren Essay selber senden Sie bitte gemeinsam bis spätestens zum 18. November 2016 PER POST an folgende Adresse:

KASSELER JUGENDSYMPOSION

Brabanter Straße 30

34131 Kassel

Wiederbewerber:

Für die Schülerinnen und Schüler und Schulabsolventen, die bereits an einem Symposion teilgenommen haben entfällt Punkt 2.


Essaythemen zum 15. Kasseler Jugendsymposion »Identität«


Bitte wählen Sie eines der drei Themen für Ihren Essay:

1. Neuere Identitätstheorien unterscheiden hinsichtlich der Ich-Identität zwischen der sozialen Identität bzw. Rollenidentität (Erfüllung gesellschaftlich bereitgestellter Rollenerwartungen) einerseits und der persönlichen Identität (unmittelbare Selbstgewissheit als individuelle Einheit, die sich auch von Rollenerwartungen distanzieren kann) andererseits - Bin ich oder habe ich eine Identität? Gehen Sie in Ihrer Betrachtung von konkreten Lebenserfahrungen aus.

2. Identität – Gewand meines Soseins oder Quell meiner Entwicklung? Gehen Sie in Ihrem Essay bitte von persönlichen Erfahrungen aus.

3. Woran zeigt sich unsere Identität? An unserem Gedächtnis? An unserem Bewusstsein? An etwas Sozialem oder schlicht an unserer Biologie?


Hinweise zum Verfassen eines Essays

Die Anforderungen zum Verfassen eines essayistischen Textes haben wir kurz zusammengefasst, mit der Bitte an die Bewerber, sich daran zu orientieren:

  • Die Bearbeitung der Themen soll grundsätzlich auf Selbstbeobachtung bzw. konkreter Erfahrung aufbauen. Interessant an einem Essay sind weniger allgemeine Erwägungen, als eine pointierte, individuelle Sichtweise auf ein Thema.
  • Der Essay ist ein subjektiv reflektierender Text, der aus den unterschiedlichsten Bereichen stammen kann.
  • Ein Essay enthält erörternde, oft aber auch beschreibende, schildernde, erzählende, sogar poetische Passagen.
  • Der Essay stellt eine begründete Haltung zu einem Thema dar, ist aber in der Form und Gedankenführung freier, assoziativer und kreativer als die Erörterung. Wissenschaftliche Systematik und Vollständigkeit sind nicht erforderlich, wichtiger sind interessante eigene Denkanstöße, die sich oft an konkreten Erfahrungen entzünden. Die Sprache ist lebhaft und engagiert, kann auch pointiert und zuspitzend oder sogar ironisch-satirisch sein.

Weitere Anregungen zum Verfassen eines Essays können Sie sich hier holen.

  • Schreiben Sie das von Ihnen gewählte Essaythema und Ihren Namen auf die erste oder letzte Seite Ihres Textes.
  • BITTE senden Sie Ihre Essays ohne Plastikhüllen, Schnellhefter oder andere Ordnersysteme an uns. Es reicht, wenn die Textblätter an der oberen linken Ecke zusammengeheftet werden. Vielen Dank.


Informationen



Flyer zum 15. Jugendsymposion