12. Kasseler Jugendsymposion »Macht«

Aus Jugendsymposion
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Freiheit

Aufnahme aus einer Ermittlungsakte des Ministeriums für Staatssicherheit. Das Foto entstand am 15. 8. 1961 in Strausberg bei Berlin, nachdem dort eine Gruppe Jugendlicher gegen den Bau der Mauer rebellierte. Zwei Tage zuvor gab der DDR-Staatsratsvorsitzende und SED-Parteiführer Walter Ulbricht den Befehl zur Abriegelung der Sektorengrenze in Berlin. Foto: BStU




Macht

Mit »Macht« greift das 12. Kasseler Jugendsymposion ein Thema auf, welches gegenwärtig nicht nur in der Renaissance der Großmachtpolitik facettenreich in Erscheinung tritt. Die gesellschaftliche und politische Organisation von Macht mit ihrer Balance und Kontrolle zugunsten der Freiheitssphäre des Individuums ist eine Errungenschaft der europäischen Neuzeit. Heute aber sieht sich die auf der Autonomie des Individuums basierende Zivilgesellschaft zunehmend mit globalen Strukturen konfrontiert, die zum Verlust der regionalen kulturellen Identität, zu einer Entmachtung des Einzelnen zugunsten von kollektiver Sicherheit, zu die Makroökonomie begünstigenden Freihandelszonen, zu lobbyistischer Durchsetzung der Interessen multinationaler Konzerne, zur Etablierung von ökonomisch motivierten Bildungsstandards, sowie zur Begünstigung immenser Gewinnmöglichkeiten von Finanztransakteuren zu führen scheinen. Als Machtphänomene werden hier u. a. die unzureichende demokratische Legitimation, das Vorenthalten von Informationen, mangelnde Transparenz, die für den Einzelnen kaum zu überblickende Komplexität, die Überwachung sowie die drohende Ausgrenzung vor allem der sozial schwächer gestellten Gruppen erlebt.

Die Zunahme populistischer und demokratiefeindlicher Protestbewegungen bzw. die auch in Europa zu beobachtende Zunahme von totalitären Politikstrukturen weist auf eine Krise der demokratischen Ordnung und ihrer rechtsstaatlichen, sozialen und zivilgesellschaftlichen Basis hin. Damit geht einher, dass Werte wie Meinungsvielfalt, Toleranz, Interkulturalität und Solidarität aufgegeben werden und die Herstellung kollektiver Identität wieder in Abgrenzungen, Feindbildern und Machtübertragung an charismatische Führungsfiguren gesucht wird. Radikale und fundamentalistische Bewegungen nutzen das Potential der Verunsicherten, die erleben, dass ihnen gesellschaftliche Teilhabe und Perspektiven verstellt sind.

In besonderer Form wird dies in der Instrumentalisierung von Religionen deutlich. Durch Kampf gegen die Anderen, die Legitimierung von Hass und Gewalt werden Teilhabe, Macht, Sinn, Zugehörigkeit und Bedeutung suggeriert. Gegenwärtig ist aber auch zu erleben, wie die Vielzahl derer, die in Vielfalt, Toleranz, sozialer Solidarität und wechselseitiger Achtung leben wollen, begreifen, dass Machtmissbrauch auch durch die Nichtausübung der eigenen gesellschaftlich-politischen Mitverantwortung, durch Passivität und Rückzug ermöglicht wird.

Dieses Bewusstsein des Einzelnen setzt voraus, einen vernunftgeleiteten Zugriff auf sich selbst, also Macht über sich selbst zu haben, um so für die eigenen Überzeugungen eintreten zu können. Dieser psychische Aspekt schließt auch ein, mit der Ausdehnung des eigenen Selbst auf den anderen (B. C. Han) so umgehen zu können, dass dessen persönliche Integrität nicht beschädigt wird.

Ort · Zeit

Das 12. Kasseler Jugendsymposion beginnt am Donnerstag, den 4. Juni, um 17.15 Uhr, und endet am Sonntag, den 7. Juni 2015, mit dem Abschlussplenum um 16.15 Uhr. Veranstaltungsorte sind das Haus der Kirche in der Wilhelmshöher Allee in Kassel, die Räume des Lehrerseminars für Waldorfpädagogik Kassel und der Freien Waldorfschule Kassel. Die verschiedenen Veranstaltungsorte sind bequem zu Fuß oder mit der Straßenbahn zu erreichen.

Vorträge

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Fotos von links nach rechts – oben: Prof. Dr. M. Michael Zech | Roland Jahn | PD Dr. Ekaterina Poljakov |
Katrin Krämer | Dipl.-Päd. Suzanne Grieger-Langer | unten: Prof. Dr. h.c. Horst Teltschik | Prof. Dr. Albert Schmelzer

Foto Roland Jahn: © BStU / Ronny Rozum


Donnerstag

Prof. Dr. M. Michael Zech
(Lehrerseminar Kassel, Alanus Hochschule Alfter)
Vortrag: Facetten der Macht

Roland Jahn
(Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR (BStU), Journalist, Bürgerrechtler)
Vortrag: Zwischen Anpassung und Widerspruch


Freitag

PD Dr. Ekaterina Poljakov
(Philosophin; Institut für Philosophie, Universität Greifswald)
Vortrag: Macht als philosophischer Begriff

Katrin Krämer
(Fotografin)
Vortrag: Schmutzige Profite – Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in Subsahara – Afrika und die Verwicklungen deutscher Finanzunternehmen


Samstag

Dipl.-Päd. Suzanne Grieger-Langer
(Management-Coach, Profilerin)
Vortrag: Von der Person zur Persönlichkeit mit den 7 Säulen der Macht

Prof. Dr. h.c. Horst Teltschik
(ehem. außen- und sicherheitspolitischer Berater von Helmut Kohl, Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz 1999 – 2008)
Vortrag: Der Kampf um Macht in den internationalen Beziehungen – ein Faktor des Friedens oder der Zerstörung?


Sonntag

Prof. Dr. Albert Schmelzer
(Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Waldorfpädagogik und Interkulturalität, Alanus Hochschule Alfter)
Vortrag: Macht der Religion


Geplante Seminare und Trainings

Seminare:

  • Kampf um Deutungshoheiten – Medien und Geschichte
  • Macht und Gender
  • »Die smarte Macht schmiegt sich der Psyche an, statt sie zu disziplinieren.« (Byung-Chul Han) – »Der Mensch wird am Du zum Ich.« (Martin Buber) – Ein philosophisches Gespräch über Macht, Dialogizität und Empathie
  • Radikalisierungen: Islamisierung
  • Bedrohung von rechts: Reichsbürger, PEGIDA
  • Macht des Geldes
  • Die 4. Macht: Die Macht der Öffentlichkeit
  • »Der Wille zur Macht« – Der Machtbegriff bei Nietzsche, Heidegger und Denkern der Postmoderne

Trainings:

  • Medienkompetenz durch Selbstzentrierung
  • IAIDO (japanischer Schwertkampf)
  • Welche Fähigkeiten kann ich in mir ausbilden, um mit der Kraft der Macht einen angemessenen Umgang zu finden? *Journalist. Schreiben – die Macht des Wortes
  • Theaterimprovisation und Kampfsportübungen
  • Macht der Bilder
  • Mächtig singen
  • Power and Resistance in Performance

Seminar-Trainings-Kombinationen:

  • Simulationskonferenz des Weltsicher­heitsrates der Vereinten Nationen
  • Poetry Slam

Programmänderungen vorbehalten


Veranstaltungsüberblick

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Stand: April 2015


Bewerbung

Sie können sich zur Teilnahme am Symposion bewerben, indem Sie das Online-Anmeldeformular ausgefüllt an uns senden und ein Essay zu einem vorgegebenen Thema einreichen. Den Link zum Online-Anmeldeformular finden Sie unter Anmeldung. Bitte lesen Sie sich die Anleitung genau durch.

Hier können Sie auch das Deckblatt für die Bewerbung herunterladen, das ausgefüllt mit Schulstempel und der Unterschrift eines Lehrers Ihrem Essay beigefügt werden muss. Deckblatt zum Essay

Anmeldung

Gehen Sie bei der Anmeldung bitte folgendermaßen vor:

1. Versichern Sie sich, dass Sie über einen Adobe Reader XI (neuste Version) verfügen. Ansonsten laden Sie diesen bitte hier herunter.

2. Klicken Sie bitte mit der rechten Maustaste auf den Link des Online-Anmeldeformular, dann auf »Ziel speichern unter …« und wählen Sie anschließend den Ort, wo das Anmeldeformular auf Ihrem Rechner gespeichert werden soll.

3. Öffnen Sie das Formular auf Ihrem Rechner mit dem Adobe Reader XI.

4. Füllen Sie das Formular aus und drücken Sie unten auf »Senden«.

5. Bei erfolgreicher Übertragung erscheint auf Ihrem Bildschirm die Bestätigung, dass Sie sich angemeldet haben.

Wie Sie nicht vorgehen dürfen:

  • Öffnen Sie das Online-Formular nicht direkt im Browser, vor allem nicht mit Google Chrome. Dort gibt es zu viele Spielarten, wie mit pdf-Dateien umgegangen wird.
  • Leider werden einige Funktionen nicht durch die Adobe-Apps für Smartphones und Tablets unterstützt, sodass eine Anmeldung über diese Geräte nicht realisiert werden kann.
  • Melden Sie sich bitte nicht mit einem Apple-Computer an. Auch dort ist die Kompatibilität der Adobe-Produkte nicht gewährleistet.

Wenn Sie trotz Einhaltung dieser Schritte keine reguläre Anmeldung schicken können, sprechen Sie uns gerne direkt an.

Essay

Zum Essay:

1. Drucken Sie das Deckblatt zum Essay aus und füllen Sie es mit Ihren Daten aus!

2. Die Daten der Lehrerin/des Lehrers, die/der für das Jugendsymposion Ansprechpartner/in ist und Sie für die Teilnahme empfiehlt, sowie dem Schulstempel auf dem Deckblatt einholen! Berücksichtigen Sie, dass in den Herbstferien die Schule geschlossen ist!

3. Wenn Sie nicht mehr in der Schule sind, entfällt 2. natürlich für Sie!

4. Schreiben Sie einen mehrseitigen Essay zu einem der folgenden Themen:


  • Thema 1: „Wer glaubt, dass ihn die Mechanismen der Macht nicht interessieren müssten, kann morgen ihr Opfer sein“ – das ist die zentrale These von Robert Greenes Bestseller „Power. Die 48 Gesetze der Macht“. Kenntnis und Anwendung dieser Gesetze sollen ermöglichen, in der heutigen Welt erfolgreich zu sein, indem man seine manipulativen Absichten kaschiert (z.B. Gesetz 31: „Lass andere mit den Karten spielen, die du austeilst“). Ist dem so?


  • Thema 2: Der allgemein bekannte Ausspruch „Wissen ist Macht“ geht auf eine Äußerung des Begründers der naturwissenschaftlichen Methodik, Francis Bacon, zurück und lautet ursprünglich: „Wissen und Macht des Menschen fallen zusammen, weil Unkenntnis der Ursache (auch) über deren Wirkung täuscht“ [Novum Organum 1620]. Welche Konsequenzen hat diese neuzeitliche Verknüpfung von Denken und Wirkmächtigkeit?


  • Thema 3: Selbstbestimmung ist freie Macht. Sie behauptet sich gegenüber dem Determinismus der Physis (Natur und Körper) und dem Zwang moralischer Fremdbestimmung. Beziehen Sie in Ihren Essay Ihre Selbstbeobachtung ein.


  • Thema 4: Ist Macht deshalb eine ethische Herausforderung, weil sie notwendig die Entmachtung anderer bedingt?


  • Thema 5: Haruki Murakami erzählt in seinem Roman „Naokos Lächeln“ von einem jungen Mann: „Sein Wesen brachte andere dazu, sich ihm unterzuordnen, und er verfügte über die Fähigkeit, […] anderen routiniert und präzise Anweisungen zu erteilen und sie mit Freundlichkeit dazu zu bringen diese auszuführen. Diese Aura von Macht umgab ihn wie ein Heiligenschein, so dass jeder in ihm auf den ersten Blick ein ‚Ausnahmewesen‘ erkannte.“ [Haruki Murakami: Naokos Lächeln. München 2001, S. 49]. Damit charakterisiert er den Zusammenhang von Macht und Charisma und weist auf die Frage, ob Macht ein Persönlichkeitsmerkmal ist.


  • Thema 6: Der Philosoph Bertrand Russell geht davon aus, dass „der Fundamentalbegriff in der Gesellschaftswissenschaft Macht heißt im gleichen Sinne, in dem Energie den Fundamentalbegriff in der Physik darstellt.“ [Bertrand Russell: Macht. Hamburg 2001, S. 10). Der Soziologe Niklas Luhmann folgert daraus: „Es bilden sich keine Systeme, ohne dass sich Macht bildet.“ [Niklas Luhmann: Macht und System. Aufsätze zu Macht in der Politikwissenschaft. In: Universitas 32 (1977) S. 474]. Ist also Macht ein in jeder Gemeinschaft notwendig auftretender Faktor?


Hinweis: Die Bearbeitung der Themen soll grundsätzlich auf Selbstbeobachtung bzw. konkreter Erfahrung aufbauen. Interessant an einem Essay sind weniger allgemeine Erwägungen, als eine pointierte, individuelle Sichtweise auf ein Thema.

Informationen zum Schreiben eines Essays

5. Das ausgefüllte Deckblatt zum Essay und Ihren Essay senden Sie bitte alles gemeinsam bis spätestens zum 30. April 2015 PER POST an folgende Adresse:

Kasseler Jugendsymposion
Brabanter Straße 30
34131 Kassel

Deckblatt zum Essay