Rhythmus und Bewusstsein

Aus Jugendsymposion
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von Johanna Taraba, 14. Oktober 2010


(in gedanklicher Anlehnung an W. Hoerners Buch “Zeit und Rhythmus; Die Ordnungsgesetze der Erde und des Menschen”)


Geht man heutzutage durch die Strassen Berlins und im Besonderen des Stadtviertels Prenzlauer Berg, so sieht man viele junge Menschen in den Cafes sitzen, die mit ihren Laptops ausgerüstet an sogenannten Projekten arbeiten. Völlig frei, in der Einteilung ihrer Zeit, ganz nach Lust und Laune in den Tag hinein.chöpferische Geschöpfe zu sein, näher kommen.

Diese moderne Art der Arbeit brachte mich zu der Frage nach der Wichtigkeit des Rhythmus für uns Menschen und welche Rolle unser Bewusstsein dabei/dafür spielt.

Ein weiterer Anlass war der Vortrag von Bernd Ruf im Zusammenhang mit der Notfallpädagogik beim ersten Jugendsymposion, wo er von der Wichtigkeit des Rhythmus für den Menschen sprach, um mit Notfallsituationen besser umgehen zu können, bzw. in diesen stärker zu sein und somit nicht so anfällig für Traumata etc.. Gerade wir jungen Menschen verbinden ja häufig mit dem Begriff der Freiheit auch das Gefühl, tun und lassen zu können, wonach uns im Moment der Sinn steht. Immer mehr Schulabgänger zieht es an Universitäten, die “freier” wirken, nicht so streng sind, wo man sich scheinbar mehr entfalten kann, weil man mehr “sein Ding” machen kann. In diesem ganzen Freiheits- und Entfaltungstaumel steckt aber womöglich auch die Gefahr, zu vergessen, was einen eigentlich im Inneren wirklich zusammenhält.

Wenn wir davon ausgehen, dass es erst einmal keinen intellektuell schnell greifbaren “Sinn des Lebens” gibt, können wir immerhin das Leben als des Menschen Sinn bezeichnen. Daraus ergibt sich, dass wir als Menschen in unserer Freiheit bestrebt sind, zu leben und nicht den Tod allein als Ziel haben. Um am Leben zu bleiben, sind wir jedoch an vielerlei Dinge gebunden, die den Menschen scheinbar sehr unfrei machen. Wenn unser Herz aufhört zu schlagen, so sterben wir und können nicht mehr im physischen unserem sinnstiftenden Wesen gerecht werden. Ebenso, wenn wir nicht regelmäßig Nahrung zu uns nehmen, oder aufhören zu atmen. Gerade wie unsere menschliche Atemorganisation mit dem Gehirnwasser im Rückenmark verbunden ist und somit unser Denken ermöglicht, was geläufig ja als DIE Eigenschaft des Menschen dargestellt wird, die uns allein vom Tier unterscheidet, zeigt, wie sehr doch dem Leben des Menschen der Rhythmus zugrunde liegt. Ja, man kann sogar sagen, dass des Menschen Grundwesen rhythmischer Natur ist, nicht nur im physischen, denn das Denken führt uns ja unabdingbar in das Geistige hinein.

Charakterisieren wir nun den Rhythmus näher, so führt uns schon bei Betrachtung des Wortes und sein Gebrauch im griech. (Archilochos; 7.Jahrh.v.Chr. : “Erkenne, welcher Rhythmus den Menschen in seinen Banden hält”) dahin, dass wir ein den Menschen und im Grunde auch alles Lebendige tragendes und ordnendes Element durch ihn haben, es sich also um eine “Bewegungsordnung” handelt.

Nun kann man aber diese untergliedern in verschiedene Aspekte, die alle gleichermaßen enthalten sind. Wilhelm Hoerner spricht in seinem Buch: “Zeit und Rhythmus; Die Ordnungsgesetze der Erde und der Menschen” von einer dem Rhythmus zugrundeliegenden Dreiheit. Als ersteres nennt er “Polarität und Ausgleich”. Jeder Rhythmus (“unlebendige oder technische Rhythmen” sind im Grunde nur Takt) ist ein Schwingen zwischen Polen (bsp. Einatmen- Ausatmen) mit einem entsprechenden Ausgleich (atme ich mehr Luft ein, muss ich auch mehr wieder ausatmen). Der zweite genannte Aspekt ist die “stetige Erneuerung”, denn jedem lebendigen Schwingen liegt eine Entwicklung zugrunde und nicht eine bloße Wiederholung des Gleichen (jeder Atemzug passiert in einer anderen “Zusammensetzung” des Atmenden). Als drittes nennt Hoerner die “elastische Anpassung”, was sich im Grunde aus erstem und zweiten Aspekt ergibt und die Beweglichkeit des Rhythmus und die Verbindung zum gesamten Kosmos deutlich macht. Betrachten wir uns Menschen als werdende göttliche Wesen, so befinden wir uns in ständiger Bewegung, die ungeordnet von ihrem eigentlichen Sinn sehr schnell abkommen kann und in Chaos mündet. Es ist deshalb der Rhythmus in seiner Dreiheit Grundbedingung für die Fortsetzung dieser menschlichen Bewegung, des menschlichen und damit auch des göttlichen Werdens.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass wir es im Rhythmus mit einer Dreiheit zu tun haben, die sich als Vateroffenbarung im Raume (Polarität und Anpassung), Sohnesoffenbarung in der Zeit (stetige Erneuerung) und in einem neuen Bewusstsein durch ein lebendiges, bewegliches Denken (elastische Anpassung) )als Geistoffenbarung der Trinität erweist.

Es ist mit Sicherheit keine Schande, wenn wir heutzutage den Rhythmus nicht mehr durch unseren Arbeitsplatz, bestimmte Schulstrukturen etc. von außen aufgedrückt bekommen. Jedoch scheint es mir sehr wichtig, dass wir als freie Individualitäten im Bewusstsein unseres Zusammenhanges mit dem Kosmos und der Geistigen Welt unseren eigenen (Ich-) Rhythmus finden und im Sinne des Trinitätsgedankens verwirklichen, sodass wir sinnstiftend wirken können, was zu gleich heißt “lebenstiftend” zu wirken und wir somit dem Ziel, schöpferische Geschöpfe zu sein, näher kommen.


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