Gierig nach Geld?

Aus Jugendsymposion
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von Laura-Sophie Spelsberg, 10. Oktober 2010


Beim letzten Kasseler Jugendsymposion habe ich an dem Trainingskurs „Schreibwerkstatt“ teilgenommen. Wir haben uns darüber unterhalten, wie man verschiedene Texte interessant gestaltet und sollten dann einfach einen Text über etwas schreiben, das uns bei den verschiedenen Vorträgen berührt hat oder das uns sonst zum Thema Geld eingefallen ist.

Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich und individuell interessant. Als ich darüber nachgrübelte, zu welchem Thema ich meinen Text verfassen sollte, fiel mir auf, dass in fast jedem Vortrag das Wort „Gier“ vorgekommen war und ich überlegte, was dieses Wort eigentlich bedeutete und ob es immer negativ konnotiert sein muss:


Gierig nach Geld?

Was ist eigentlich Gier?

Gierig zu sein heißt auch nach etwas zu streben. Das Streben nach etwas sollte jedoch mit dem Erlangen des Erwünschten beendet sein, so ist Gier vielmehr das Lechzen immer mehr des vermeintlich erlangten zu bekommen. Man ist mit dem, was man hat nicht mehr zufrieden. Das ist auch die Suche nach dem „ultimativen Glück“, das Denken, dass es immer noch besser geht, die uns gierig macht oder die Gier ist. Geld wäre oder ist in diesem Fall ein Mittel zum vermeintlich „ultimativen Glück“, womit das Problem verbunden ist, dass man das „ultimative Glück“ nicht definieren kann, wenn Geld ein vermehrbares Mittel dazu ist. Gier ist also eine Suche, nämlich nach einem Gefühl, das es gar nicht gibt. Die Suche hört niemals auf, da man mit dem Gefundenem nicht und wahrscheinlich nie zufrieden ist. Gestoppt werden kann die Gier nur zeitweilig, wenn ein gefundener Teil des Gefühls (eine Geldsumme) verschwunden ist und die Suche von neuem beginnt.

Doch woher kommt Gier überhaupt?

Gier baut auf dem Grundbedürfnis der Menschen auf, besser zu sein als andere. Das hat nichts mit einer kapitalistischen Grundeinstellung zu tun, dieses Bedürfnis ist seit jeher im Menschen verankert. Vielleicht kann man das mit „Survival of the Fittest“ beschreiben. Jeder Mensch oder zumindest fast jeder Mensch hat sich schon einmal darüber gefreut, besser zu sein oder mehr erreicht zu haben als ein anderer.

Doch Gier muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein, sei es zum Beispiel. die Wissensgier. Hätte der Mensch ohne sie jemals soviel erreicht? Wären wir ohne sie zu Entdeckern und Forschern geworden, denn Neugier ist, wie das Wort schon sagt, auch eine Gier.

Gier ist jedoch häufig eine Verblendung, die uns davon abhält, die Dinge mit anderen Augen zu sehen. Gier kann zu Erfolg führen, im Falle Wissen sollte sie da nicht ein ganzes Leben die Begleiterin eines Menschen sein? Vielleicht sollten wir auch nicht alles wissen und verstehen: Die Fragen, woher wir und die Welt kommen, wer wir sind, wohin wir gehen und was der Sinn des Ganzen ist, sind unter Umständen solche Dinge. Vielleicht bekommen wir auf diese Fragen niemals Antworten, solange wir ihnen auch nachjagen und vielleicht ist das auch ganz gut so, denn sie könnten sehr ernüchternd ausfallen. Andererseits könnten sie das auch nicht sein und der Mensch wäre total überfordert mit ihnen. Was wären wir außerdem, wenn wir nicht mehr nach Antworten auf alle möglichen Fragen suchen würden. So wäre in der Zukunft eine Gier nach Maß notwendig, doch wer setzt die Maßstäbe?! Und was wäre dann Gier und was oder wie wäre dann der Mensch?