Auf den Spuren der Wirklichkeit in Israel

Aus Jugendsymposion
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von Wiebke Pala, 24. Februar 2010

Das Wort "Israel" wurde immer lauter. Um mich herum sprach jeder über dieses Land. Doch ich stellte fest, dass ich es nur als ein mit "Un-wissen gefülltes" Wort bezeichnen kann. Dazu kam, das ich nach Israel flog. Die Gelegenheit, das Wort mit Wissen zu füllen. Mit Wissen und meinem eigenem Bild, mit meiner eigenen Wahrheit.

„Eine Zeit zum Töten,eine Zeit zum Heilen. ...Eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden“ Buch Kohelet 3,1-8

Die Gesamtfläche Israels beträgt derzeit einschließlich Jerusalem und der Golan-Höhen 21 946 qkm, hinzu kommen die noch umstrittenen Gebiete des sogenannten Biblischen Kernlandes mit 5879 qkm. Diese Fläche liegt unter der des deutschen Bundeslandes Brandenburg. Die parlamentarische Demokratie Israel besitzt zwar einige 1958 beschlossene Grundgesetze, aber keine Verfassung. Diese soll zukünftig aus den Grundgesetzen heraus formuliert werden. Oberhaupt des Staates ist der Staatspräsident, der ähnlich repräsentative Aufgaben wahrnimmt wie so in etwa der Bundespräsident in Deutschland, aber keine wirkliche Macht besitzt, die wirkliche Macht liegt beim Parlament, in Israel KNESSET genannt. In den Knesset werden aller vier Jahre 120 Abgeordnete gewählt, die stärkste Fraktion stellt den Premierminister , der der bis in die 90er Jahre von dem Staatspräsidenten vorgeschlagen wurde. Nach einer Neuregelung wurde 1996 der Premierminister zum ersten Mal vom Volk gewählt. In Israel haben haben sich zwei große wichtige Parteien herauskristallisiert, der rechtsgerichtete Likud auf der einen Seite der Waage und die Arbeitspartei Mapai auf der links orientierten Seite. Keiner von diesen beiden Parteien ist es seit der Staatsgründung 1948 gelungen eine absolute und eindeutige Mehrheit zu erlangen. Der ganz feine Teil der Waage spielen zugegeben die kleinen , meist zwischen den Blöcken stehenden Parteien, die dann bei den Koalitionsverhandlungen stark umworben werden. In den meisten Regierungen saßen Mitglieder einer religiös ausgerichteten Partei, welche letztendlich einen unverhältnismäßig hohen Einfluss auf die politischen Entscheidungen nehmen konnten. Die Religiösen tragen auch noch die Verantwortung für die nicht bestehende Verfassung, denn sie wollen ein theologisches System installieren, in dem die Kraft der Rechtssprechung nur in der Verantwortung der Rabbiner liegen soll. Sehr interessant finde ich den Fakt, dass über 50% der Kinder unter 10 Jahren ( In Jerusalem) aus ultraorthodoxen Familien kommen. In der nächsten Generation werden sie also die Richtung in den demokratischen Institutionen Jerusalems angeben und sichtlich mehr Einfluss auf die Abstimmungsergebnisse der Knesset haben oder sich nehmen. Das ist natürlich nicht das Einzige, was Israel ausmacht.

Ich hatte mir tausende Theorien über Israel im Kopf zurechtgelegt und viele Informationen erarbeitet. In Israel wollte ich nun die Realität und den Wahrheitsgehalt meiner Ausarbeitungen überprüfen. Viele Menschen haben ein und das selbe Bild von Israel, genau das, welches sie eins zu eins von den Medien übernehmen und glauben. Sie denken, dort - in Israel- ist es sehr gefährlich, es gibt viele Terror- oder Selbstmord-Anschläge und es gibt viele Straßenkämpfe. Sie glauben den Medien jedes Wort über den Konflikt mit Palästina. Es ist das Land, in dem sich Palästinenser und Israelis seit etwa 60 Jahren unversöhnlich gegenüber stehen, auf ihre jeweiligen Rechte beharren - und damit Ausgangspunkt und Zentrum des Nahostkonflikts. Ich muss zugeben, das meine eigenen Ansichten vor der Reise die Selben waren. (Ja, ich möchte darauf hinaus, das ich in Israel war, allerdings nicht nicht als typischer Tourist, sondern als Studierende. Studieren?- Israel, das Land, die Menschen, wer steht hinter dem Wort „ Israel“ ? ) Die Wirklichkeit, die ich erlebte, sah anders aus. Israel ist auch das Land unbekümmerter Touristen, Land der Bildungsreisen und Studienexkursionen, weltentrückter Pilgerreisen und das Zentrum mehrerer Kulturen und dreier Weltreligionen. Ein älterer Israeli erzählte mir von vor über 10 Jahren, er war selbst glücklicherweise in kein Anschlag verwickelt. Aber eine Freundin von ihm, namens Yael, war in dem Anschlag, als zu Pessach ein Restaurant in Netanya explodierte - sie hatte es ohne schweren Schaden überlebt; eine Sängerin die er kannte, aus Tel Aviv war in dem Flugzeug, das die Ukrainer über dem Schwarzem Meer abgeschossen haben - und hat es nicht überlebt. Die Anschläge kamen immer näher, man kannte immer öfter Leute, die betroffen waren. 2001 lagen vor den Cafés Sandsäcke, aber die Stimmung in Israel ist nicht so leicht zu brechen. Die Israelis leben unter abnormalen Lebensumständen und ihr Alltag ist ein ganz anderer als wir ihn gewohnt sind und trotzdem sind sie fröhlich, offen und lebensfroh. Seit aber die Mauer zum Westjordanland steht, gibt es so gut wie keine Sprengstoffanschläge mehr, das hat sich dadurch völlig beruhigt. Die Palästinenser sind nun zwar völlig eingesperrt, mit Stacheldraht und Elektrozaun - das ist schon seltsam, wenn man das sieht - aber sie haben sich das nun leider selbst eingebrockt; inzwischen sind sie mehr damit beschäftigt, sich selbst zu schaden. Markus Gille, ein Freund meiner Eltern, hatte bereits 6 Jahre in Israel gelebt. Ihn konnte ich vor meiner Reise zu Israel befragen, er antwortete mir dann per E-Mail. Er hat mir geschrieben das die palästinensischen Kinder in den Schulen nichts über Israel lernen, es existiert nicht; die Schulbücher sind voll mit anti-jüdischen Vorurteilen und Karikaturen: die Bücher werden von der EU gesponsert. Solche Erzählungen machten mich tatsächlich neugierig auf das Land, was in allen Munde ist. Ich hatte mir vorgenommen viele Israelis zu ihrer Situation zu befragen. Ein alter Jude sagte mir, es sei sehr wichtig die Geschichte Israels zu kennen. Dieser gewaltige Geschichtskomplex ist wichtig, um Juden zu verstehen - wenn eine Bombe im Supermarkt explodiert, dann ist das für den Juden nur ein Glied in einer 4000 Jahre langen Kette aus Auseinandersetzungen: der palästinensische Attentäter steht neben dem Nazi, den Kosaken, der Inquisition, den Römern, den Griechen, den Babyloniern, den Ägyptern,den Kaananitern - am Ende neben Esau und Ismael. Wie schon gesagt, ich nahm mir vor, viele Israelis über ihr Land zu befragen und ich musste lernen viel weitläufiger zu denken. Israel ist eine andere Welt. Eine andere Kultur.


Als Beispiel - für die andere Kultur und die andere Welt - möchte ich über das Militär und die Beziehung der Israelis zur Verteidigung ihrer Existenz berichten:

Wer mir besonders auffällt, sind die Soldaten und Soldatinnen, welche unter die Zivilisten gemischt sind. Alle haben sie ihre Waffen dabei, beim Pizza kaufen wie beim Nach hause fahren. Ich erfuhr, dass es ihnen nicht gestattet ist, ja sogar verboten, ihre Waffe nicht dabei zu haben. Solange sie sich im Kriegsdienst Wehrdienst befinden, sind sie an ihre Waffe, ihr stetiger Begleiter, gebunden. Sie sind überall. Auch neben mir im Bus.

Was für ein merkwürdiges, befremdendes Gefühl, im Bus zu sitzen und neben dir eine junge Soldatin zu haben, die nicht älter ist, als du selbst. Sie trägt noch ihre Uniform und verständlicherweise ihre Waffe. Die Maschinenpistole, eine Micro-Uzi, hängt wie selbst verständlich an ihrem Gürtel herunter und sie telefoniert angeregt mit jemanden. Sicherlich mit ihrer Familie, der sie mitteilt wann sie zu Hause ankommt. Ich kann mir vorstellen, wie wunderbar es sein muss, während des Wehrdienstes nach hause zu kommen. Der Wehrdienst ist für die jungen Israelis eine Reifeprüfung fürs Leben, ein Ritus, der zwar der Normalfall, aber deswegen nicht weniger schwer zu ertragen ist. Sie ist ein hübsches Mädchen, aber man sieht, wie der Stress und hartes Training ihr Leben verändert haben. Wahrscheinlich hatte ich sie etwas zu offensichtlich beobachtet, denn nach ihrem Telefonat, lächelte sie mich an. Erstaunt schaute sie, da ich zusammen zuckte, als sie ihre Micro-Uzi unter den Sitz schob.

„Es gibt nur ein radikales Mittel für den Schutz von Menschenleben. Nicht Panzer. Nicht Flugzeuge, nur den Frieden.“ Yitzhak Rabin

Israel wird kritisiert, ein Staat zu sein, der dem Militär eine zu große Bedeutung zu weist. Ein Staat mit zu viel Militärkraft. Doch Israel hat diesen Schutz nötig, da der Staat seit seiner Unabhängigkeit und seiner Gründung 1948 immer wieder durch Krieg und Terrorangriffe in seiner Existenz bedroht ist. Am 31 Mai 1948 wurden israelische Verteidigungskräfte gegründet. Diese gingen aus zwei Organisationen hervor, welche es zuvor gegeben hatte, sie nannten sich „Hagan“ und „Palmach“. Diese militärische Verteidigungskraft nennen die Israelis „Zahal“ (abgeleitet von „Zava Hagana Lelsrael“ -was übersetzt „Verteidigungskraft Israels“ heißt). Die Zahal hat schon viel Erfahrung in fünf großen Kriegen gesammelt, sie mussten ihr Land verteidigen und gehören zur erfahrensten Armee der Welt. Ihre Prioritäten liegen in erster Linie bei der Verteidigung der Existenz, das Territorium Israels zu bewahren, den Terrorismus einzudämmen, also die Sicherheit des Alltags wieder in normale Bedingungen zu führen. In Israel hat sich schon eine Art abgestumpfte Stimmung gegenüber dem Terror, den selbstmörderischen Attentaten eingestellt.

„Die Sendungen kamen zwischen den Berichten über die Anschläge kaum zum Verschnaufen. Für die persönliche Katastrophe, das familiäre Unglück blieb kein Raum mehr. Das Mitgefühl ist verschwunden, immer weiter weg. Es ist schwer zu sagen, wann genau wir dieses Mitgefühl verloren haben. Seit wann der Schmerz zu einer undefinierten Information wurde. Wann wir aufgehört haben zu empfinden, was sich nicht mehr ausdrücken lässt. Wann und wie wir uns mit dem unerträglichen Begriff "Anschlagsroutine" abgefunden haben.“ (Zitat von unbekannten Israeli)

Die junge Soldatin bot mir Süßigkeiten aus einer Plastiktüte an, die ich lieber ablehnte. Als ich sie fragte „Do you have enough place?“, da ich mit meiner riesigen Krachse sehr viel vom Platz für mich einnahm, wurde klar, dass sie leider kein Englisch sprach, was unsere Kommunikation etwas einschränkte. Doch wir fragten einen anderen Passagier im Bus, ob er mir ihr Hebräisch ins englische übersetzten würde und er tat es. Die junge Soldatin konnte ich von nun an Tslil nennen, was Song bedeutet, denn das war ihr Name, den sie mir in mein Notizbuch hinein schrieb. Ihre Haltung gegenüber dem Krieg verwundert mich. Sie sieht es als Spaß an und denkt, wenn der Krieg kommt, geht er auch wieder. Das Training sei hart, doch zum Glück nur Training. Tslil musste noch nie auf einen lebendigen wahrhaften Menschen schießen, doch nur, da sie sich noch in ihrer Anfangszeit als Soldatin befindet. Bis jetzt waren es immer nur diese Übungen die sie mit ihrem Gewissen vereinbaren kann.

Wehrpflichtig ist in Israel jeder Staatsbürger ab dem 18. Lebensjahr, für Männer 3 Jahre und für Frauen 21 Monate. Dabei ist Israel, neben Libyen,Eritrea und Nordkorea der einzige Staat der auch Frauen zum Dienst an der Waffe verpflichtet. Aber eigentlich doch nicht jeder, denn jüdische orthodoxe Studenten, die sich an einer Talmudschule ( Jeschiwas) eingeschrieben haben, sind von dieser Pflicht befreit. Diese Regelung beruht auf einer Vereinbarung zwischen David-Ben Gurion und Vertretern der Orthodoxen Gesellschaft. In Israel kursierende Geschichte, welche die Situation illustriert: Als der Vater eines Reservisten anhält, um einen per Anhalte reisenden Soldaten mitzunehmen, kommt ein ultra-orthodoxer Jeschiwa-Schüler zum Auto und versucht, ebenfalls einzusteigen. „Tut mir Leid, ich nehme nur Israelis mit, die in den Streitkräften dienen“, sagt der Fahrer. „Aber ich diene in den Streitkräften Gottes“, antwortet der Ultraorthodoxe. „Na gut“, versetzt der Fahrer, „dann frag Gott, ob er dich mit nimmt.“ Denn die Orthodoxen kommen mit dem Argument, dass die Studenten durch den Dienst in der Armee gezwungen sein könnten, elementare traditionelle Prinzipien zu missachten oder gar gegen sie zu verstoßen. In den Militärischen Einrichtungen wäre nicht für die Einhaltung der Speisegesetze garantiert, die die Koschere-Kost den Orthodoxen vorschreibt. Das einhalten von dem religiösen Tag Shabbat könnte nicht gewährleistet werden und außerdem würden sie gegen strenge Moralvorstellungen verstoßen, da die Trennung von Frauen und Männer nicht entsprechend sei. Doch es gibt auch eine weiter Gruppe Menschen, die vom Wehrdienst befreit sind und das sind alle Palästinenser mit israelischer Staatsangehörigkeit. Wenn man darüber nachdenkt, könnte man meinen, sie könnten sich freiwillig zum Dienst melden, doch dann würden sie als potenzieller Risikofaktor unter ständiger genauer Überwachung stehen und in der palästinensischen Gesellschaft würden sie als Verräter da stehen.

Zur Veranschaulichung ihrer Worte, zeigt mir Tslil Fotos auf ihrer Digitalkamera, die sie beim Training zeigen. Ich darf mir Gruppenbilder von fröhlichen jungen Menschen ansehen, die wenn sie keine Uniform tragen würden, nicht wie Soldaten aussehen würden. Erschreckend ist es, diese Menschen ein paar Bilder weiter völlig fertig und geschafft wären eines Gewaltmarsches zu sehen. Ich hoffe für Tslil das sie recht behält und der gekommene Krieg wieder geht, auch hoffe ich, das es für sie nicht soweit kommen wird, das sie auf wahrhaftige lebendige Menschen schießen muss. Das sind Illusionen. Den die gegenwärtige Situation, der bis jetzt niemand einen offiziellen Namen gibt, wird ausarten. Dieser gegenwärtige Konflikt wird mit Selbstmordattentätern und hoch modernen Sprengmitteln ausgetragen. Den Selbstmordattentätern kann man nicht persönliche Schuld geben, denn sie sind meistens nach fast Kinder und werden so selbst zum Opfer. Aber ihren Eltern und Familien, die für solch eine selbstmörderische Aktion sogar nach an Profit in Form von Geld gewinnt und der Gesellschaft , welche solche Gedanken über Selbstmordattentate verherrlicht, kann Schuld gegeben werden. Es hat einen religiösen Hintergrund, obwohl der Koran die Selbsttötung ausdrücklich verbietet, scheint der Dschihad ( Heiliger Krieg) durchaus in Ordnung zu sein. Glaubt man dem Koran, so berechtigt schon der erste Bluts-tropfen, den ein Märtyrer verliert, ihn um eintritt in das Paradies. Glaubt man dem Koran, warten im Paradies 72 Jungfrauen, doch ich glaube nicht, dass dies ein ausschlaggebender Grund zur Selbstvernichtung ist. Palästina strebt einen palästinensischen Staat an, der ganz Israel einschließt. In den arabischen Schulbüchern existiert Israel nicht. Dort wo Israel sein sollte ist eine Erweiterung Palästinas zu finden und anstelle von Jerusalem die Stadt Al-Quds. Sie wollen das "zionistische Regime" zerstören, die moslemischen Heiligtümer und ganz Palästina von Juden befreien.

„Mein Land ist eine Insel. Aber nicht von Wasser, sondern von Hass umgeben.” Ephraim Kishon (1924-2005), isr. Schriftsteller u. Satiriker

Die Lösung dieses Konfliktes wird den Einsatz des gesamten israelischen Volkes erfordern und das Volk Israels würde bereit stehen um ihr Land zu verteidigen. Denn Umfragen zeigen immer wieder, dass eine Mehrheit der Israelis sich freiwillig zum Militärdienst melden würden, selbst wenn es keine Wehrpflicht gäbe. „ Wir wissen, das es ohne die Streitkräfte kein Israel gäbe. Wir können es uns nicht leisten, auch nur einen Krieg zu verlieren, sonst hätten wir kein Land mehr.“ -“ Israeli zu sein, bedeutet für mich, das Land zu verteidigen. Aber wie viele Einberufungen können noch kommen?“ Das ganze Land sehnt sich nach Frieden, den sie schon lange nicht mehr hatten, von Feinden umzingelt, dadurch enormen Druck von Außen und Innerpolitische Spannungen auf Grund von Religiösen und Kulturellen Unterschieden. Ich bewundere die in Israel lebenden Menschen, dass sie es, trotz dieser abnormalen Alltags Umstände, schaffen fröhlich zu sein und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Doch es ist überall zu spüren, wie weit das Militär sich schon in den Tag geschoben hat. Die Streitkräfte sind in Israel integraler Bestandteil der Gesellschaft, es werden Ausdrücke wie „ Das hat geklappt wie ein Militäreinsatz“( Wie am Schnürchen) verwendet und auf dem Anmeldeformular des Führerscheins ist ist ein Feld für den Eintrag der Nummer des militärischen Dienstausweises vorhanden. Wenn mir das unangebracht und übertrieben vorkommt, liegt das daran, das ich anders aufgewachsen bin, in Deutschland ist man nicht bei jedem Schritt dem Einfluss der Streitkräfte ausgesetzt. Schon im frühen Kindesalter wird für eine enge Bindung an die Verteidiger des Landes gesorgt. Geschichten über die großen Taten in der Vergangenheit bilden einen Baustein in der Erziehung. In den Mathematik Büchern der Schulen, gibt es Fragestellungen mit Militärischen Aufgaben. Die jüdischen Schulen werden an den nationalen Feiertagen mit Wimpeln und Flaggen, deren Motive Waffengattungen und Truppeneinheiten sind, geschmückt und die Kinder klettern auf den in Israel gebauten Panzern Merkava 4 herum. Soldaten halten vor den Schulklassen Vorträge über Gasmaskeninnovation und manche Schüler besuchen vor-militärische Ausbildungskurse, in denen ihnen ein Gefühl für den späteren Wehrdienst vermittelt wird und wo sie in privaten Kreisen das Gespräch mit den Soldaten suchen können. Doch auf die tatsächliche härte in der militärischen Ausbildung ist fast keiner gefasst. Die Israelis, welche Regeln im Allgemeinen nicht so ernst nehmen z.B. Rauch und Parkverbote, welche notorisch ignoriert werden, empfinden die Unterdrückung in der Armee als besonders stark. Rekruten müssen sich auf brutale Gewaltmärsche von erst 5-, dann 10-, dann 16-Stunden, in der brennenden Hitze Israels, mit 15 Kilo Marschgepäck auf dem Rücken einstellen und das tragen der Verwundeten auf Baren, da in der israelischen Volksarmee die Rückholung von verwundeten Soldaten und Gefallenen eine heilige Pflicht ist. Das hat psychologisch eine enorme Bedeutung, weil jeder weiß, dass er nicht seinem jeweiligem persönlichem Schicksal überlassen wird. In der Ausbildung wird den jungen Menschen klar gemacht, das die Waffe in ihrer Hand ihnen eine ganz spezielle Macht verleiht. Die Macht, über Menschenleben oder Tot zu entscheiden. Ihnen wird eingebläut Zivilisten zu schonen, auch wenn das ihr eigenes Risiko erhöht. Tslil zeigt mir ein kleines Kärtchen, welches sie angehalten wurde, immer bei sich zu tragen. Den Moralkodex der israelischen Armee und deren Soldaten : 1.Hingabe an die Mission, 2. Verantwortliches handeln, 3.Zuverlässigkeit, 4.Persönliches Beispiel, 5.Respektierung des menschlichen Lebens, 6.Reinheit der Waffen, 7.Professionalität, 8.Disziplin, 9.Loyalität, 10. Israel würdig vertreten, 11.Kameradschaft. Meiner Meinung nach, eine sehr große Verantwortung in den Händen junger Menschen. Wenn ich in Israel leben würde, wäre es auch meine und ich wäre mir unsicher, ob ich diese Verantwortung tragen wollte oder schon könnte.

„Keine Psychologe, keine Beratung. Sie erwarten von uns, dass wir uns durchbeißen, auch wenn wir kaputtgehen.“ Eli- Israelischer Soldat

Wiebke Pala

Tief bedrückt und mit dem starken Gefühl der Unreife verabschiedete ich mich von Tslil und meinem persönlichem Übersetzter und stieg in Elat aus.


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